Franchise-Deals: Pirtek, Wolfskin, Eismann & Co.

Franchise for sale: Aus dem kleinen Kreis von Franchise-Systemen, die sich 1978 zum Deutschen Franchise Verband zusammenschlossen, ist ein Wachstumsmarkt mit heute rund 1.000 Systemen entstanden. Die Besten unter den Besten rückten inzwischen in den Fokus der Finanzhaie, die sich mit der Aussicht auf eine wertsteigernde Expansion günstig einkaufen, um teurer wieder zu verkaufen. Jüngstes Beispiel: PIRTEK. Das 1980 in Australien gegründete Franchise-System ist auf Fluidtransferlösungen und den Austausch von Hydraulikschläuchen, Rohrverbindungen und Kupplungen vor Ort spezialisiert. In Deutschland zählt Pirtek aktuell etwa 75 Service-Center. Europaweit gibt es rund 190 Standorte, die mehr als 760 mobile Werkstattwagen steuern. 1988 wurde eine Master-Franchise-Lizenz für Großbritannien vergeben. Seit 1996 lenkt Pirtek Europe mit Sitz in London auch das Geschäft in Deutschland. Kurz vor Weihnachten 2018 meldet Pirtek Europe die Übernahme durch den Private Equity-Investor PNC Riverarch, die im neuen Jahr über die Bühne gehen soll. Denn bei diesen Deals müssen die Wettbewerbshüter ihr Plazet geben, so auch bei dem Outdoor-Spezialisten JACK WOLFSKIN.

Im November 2018 wurde der Qutdoor-Bekleidungsspezialist mit angehängten Franchise-Netz an die US-amerikanische Callaway Golf Company veräußert. Das ist der vorläufige Schlussstrich unter einer langen Private-Equity-Karriere. 2005 verkaufte Investor Bain Capital den Trendsetter für 93 Millionen Euro an die beiden Finanzinvestoren Quadriga Capital und Barclays Private Equity. Die beiden neuen Eigner sowie der bisherige Geschäftsführer und Mitinhaber Manfred Hell holten 2011 Blackstone, die von Politstar, Hobbypilot und Millionär Friedrich Merz in Deutschland beaufsichtigte US-Beteiligungsgesellschaft ins Haus. Die Zinsen für einen 500-Millionen-Euro- Kredit wurde der übernommenen Firma aufgebürdet. Zudem wurde Jack Wolfskin dazu verpflichtet, den Blackstone-Vertretern “für erbrachte Leistungen” pro Jahr eine Million Euro zu überweisen. Der Kapitaldienst überforderte das Franchise-Unternehmen. So blieb nur noch der Verkauf als Ausweg.

Die Blaupause zum sich immer schneller drehenden Investoren-Karussell und Käuferwechsel im Franchise-Markt lieferte EISMANN. Das einstmals größte Franchise-System, gemessen an der Anzahl seiner Partner, brachte Udo Floto auf den Thron des Präsidenten des Deutschen Franchiseverbandes (DFV). Von März 1994 bis April 1997 lenkte er die Geschicke des DFV. Doch das bis heute geltende Gesetz gegen Scheinselbständigkeit erwies sich in der prompten Anwendung als „Lex Eismann“. Der Fall Eismann ging vor Gericht und durchlief alle Instanzen bis der Bundesgerichtshof entschied: BGH, 04.11.1998 – VIII ZB 12/98. Um der drohenden Nachzahlung von Sozialbeiträgen in die Rentenkasse für alle Eismänner zu entrinnen, entschloss sich Floto zur Kehrwende. In einer Hausruck-Aktion wurden binnen weniger Wochen die Franchiseverträge in Handelsvertreter-Vereinbarungen umgewandelt. Fast alle Eismänner zogen mit. Damit war die Kuh zwar vom Eis, aber der DFV-Präsident musste gehen. Im April 1999 trat der Franchise-Pionier von seinem Amt zurück.

Drei Jahre später erwarb der Schweizer Nahrungsmittel-Multi Nestlé Flotos Lebenswerk, um es zwei Jahre später wieder abzustoßen. Seither bestimmen Private-Equity-Firmen die Geschicke des Franchise-Veteranen. Die Loslösung von Nestlé im Jahr 2004 kostete 100 Millionen Euro. Die Kaufsumme stemmten der Finanzinvestor ECM, der das Eismann-Management mit 15 Prozent beteiligte. 2008 besaßen die Geschäftsführer 76,5 Prozent der Unternehmensanteile, während der Rest von der englischen Investorengruppe Intermediate Capital Group (ICG) gehalten wurde. Ende 2011 verkaufte ICG seine gesamten Anteile sowie das Management einen Großteil der Anteile an den niederländischen Private-Equity-Investor Gilde Buy Out Partners, der dadurch Mehrheitsgesellschafter wurde. Nach dem ungeschriebenen Gesetz der Finanzkonzerne stünde bei Eismann nach sieben ruhigen Jahren bald die nächste Verkaufsrunde an. Am 7.Dezember meldet Radio Neandertal: „Eismann steht zum Verkauf“. Eismann, Pirtek, Wolfskin, aber auch Schülerhilfe, Der Studienkreis, Nordsee, Sausalitos, Kamps oder BackWerk weckten schon die Begierde der Beteiligungsgesellschaften – kurzum: Franchising for sale!

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