Arko, Hussel, Eilles – ein süßes Trio unter einem Dach

arko Süsswaren

Deutsche Confiserie Holding

Das Holdingunternehmen DCH vereinigt unter einem Dach drei Firmen im Confiserie-Geschäft. Alle drei zieren klangvolle Namen: Arko, Hussel, Eilles. Das Unternehmen mit Sitz in Hannover betreibt rund 360 Filialen und Franchisebetriebe in Deutschland, Österreich und Tschechien sowie rund 4.000 Verkaufsstellen im Lebensmitteleinzelhandel und in Bäckereien. Die rund 1600 Mitarbeiter erwirtschafteten zuletzt einen Jahresumsatz von 140 Millionen Euro. Geschäftsführer ist Patrick G. Weber. Der neu konfigurierte Mitbewerber auf dem deutschen Süßwarenmarkt ging 2019 aus einem Vorgängerunternehmen hervor und wurde zur Dachgesellschaft. 2016 hatte Arko von Darboven die Fachgeschäfte der Marke Eilles in Süddeutschland und 2018 die Süßwarenkette Hussel übernommen.

Die eben etablierte Holding rutschte im Januar 2021 in die Insolvenz. Die Sanierung soll aber bis spätestens Ende September abgeschlossen sein, schließlich zählt Arko zu den Top-Austellern, der Anfang November in Frankfurt anberaumten Franchise-Messe. Im Unterschied zum Traditionsunternehmen aus Wahlstedt bei Hamburg ist die Marke Eilles nicht von der Insolvenz betroffen. Denn sie gehört der Kaffee-Gruppe Darboven, die DCH ist Lizenznehmerin der Marke

Das DFV-Mitglied Arko meldet aktuell 44 Franchisenehmer, die an 69 Standorten präsent sind. Weitere Partner, die rund 11.000 Euro Einstieggebühr berappen müssen, sollen auf der Frankfurter Franchise-Messe gewonnen werden. Die Arbeitsgemeinschaft für den Vertrieb von Konsumgütern – Kurz: Arko war 1948 von Cuno Rothfos und seinem Vater, dem Hamburger Kaffeehändler Bernhard Rothfos gegründet worden.

Der Mann im Hintergrund

MorzynskiDer Mann hinter der DFH heißt Paul Morzynski. Der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Morzynski aus Hannover erlangte als Besitzer des Grand Hotel Heiligendamm an der mecklenburgischen Ostseeküste zuvor Publicity – die photogene Kulisse der globalen Politgrößen beim G8 Treffen 2007. Neben der Hotellerie fand der Selfmade-Millionär Geschmack an den kleinen, süßen Versuchungen. Ende der 1990er-Jahre kaufte er die ostdeutsche Traditions-Schokoladenfabrik Halloren, sanierte sie und brachte die Firma aus Halle an der Saale an die Börse. 2017 versilberte er sein restliches Aktienpaket und zog sich von Halloren zurück.

Von der Nascherei hatte er aber noch nicht die Nase voll: Bereits 2014 erwarb Morzynski die Marke Arko von einer Stiftung, in die die Gründerfamilie sie überführt hatte. Grund für den Deal sollte zunächst sein, dass Morzynski einen neuen Vertriebskanal für Halloren aufbaut. Doch dabei blieb es nicht: Morzynski kaufte 35 Eilles-Filialen von der Darboven-Familie ab, 2018 folgte die Übernahme der Mehrheit an Hussel aus dem Portefeuille der Familie Kreke – heute Mitgesellschafter der Parfümerie-Kette Douglas.

Diese drei Marken führte der geschäftstüchtige Bearter unter der DCH zusammen und hatte dafür ähnliche Pläne wie für Halloren: „In zwei bis drei Jahren könnte ich mir, ähnlich wie bei Halloren, einen kleinen Börsengang vorstellen“, vertraute Morzynski damals dem Handelsblatt an . Mit Corona und Shutdowns kam es anders als gedacht: Statt einem Börsengang steht das Insolvenzverfahren in Eigenregie derzeit (noch) an.

Die Zeit drängt. Bis zur Franchise-Messe sollten die Zahlen wieder schwarz sein. Anderenfalls spielt Morzynski seinem Mitbewerber und Aussteller Leonidas aus Belgien allzu leicht in die Karten. Die weltweit in 40 Ländern vertretene Marke blickt auf eine lange Tradition zurück Bei der Weltausstellung 1910 in Brüssel erhielt Firmengründer Leonidas Kestekides eine Bronzemedaille für seine Konfiseriewaren. Seine Motivation brachte der Gründer auf den Punkt: „Ich wollte das Luxusgut Pralinen für alle erschwinglich machen.“ – Diese Worte haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. „Seit 1913 werden in dem Unternehmen, das nach wie vor familiengeführt ist, köstliche Schokoladenartikel hergestellt in dem Bestreben, den Verzehr zu wahren Genussmomenten zu machen“, verheißt die Kette auf ihrer Homepage. 2013 Leonidas feierte sein 100-jähriges Bestehen und wird von seiner Majestät dem König von Belgien auf die Liste der offiziellen Hoflieferanten gesetzt. 

Seit 1981 expandiert Leonidas per Franchising und zählt derzeit über 60 Standorte in Deutschland. Da sollen in Frankfurt noch etliche hinzukommen, hofft Verkaufsdirektor Philippe Seigle. Übrigens die Eintrittsgebühr beim Arko-Konkurrenten beträgt exakt: Zero.

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