Wie Sebastian Ebel den Franchise-Giganten retten will

TUI Comeback dank Controller

TUI-Chef Sebastian Ebel

Bei TUI übernimmt mit Sebastian Ebel (Jahrgang 1963) ein Ex-Controller das Kommando als Vorstandsvorsitzender. Sein Vertrag läuft bis September 2025. Bis dahin will er den Franchise-Star in der Touristikbranche wieder zum Leuchten bringen und seinen Vorgänger im Job Friedrich Joussen, der zum 30. September 2022 überraschend das Handtuch warf, mit Fortune übertrumpfen. Wo er die Stellschrauben drehen muss, ist ihm als bisheriger Finanz-Vorstand geläufig. Das nötige Kapital ist verfügbar. Vor allem dank der Milliarden aus dem Steuersäckel, das der schlitternde Urlaubskonzern bereits bekam.

Die staatliche Unterstützung verteidigte denn der neue Boss schon in seiner alten Funktion vehement. „Das Engagement wird für den Staat und den deutschen Steuerzahler sehr erfolgreich, das heißt wirtschaftlich lukrativ sein”, sagte Ebel der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. Sowohl die Stille Einlage über 420 Millionen Euro als auch die Optionsanleihe über 59 Millionen Euro könnten “für einen Euro je Anteilschein in Aktien umgewandelt werden, die dann verkauft werden könnten”. Das wäre bei einem Kurs von 1,75 Euro wie heute “ein Gewinn von 75 Prozent”, so Ebel. Abgesehen davon habe der Staat schon 300 Millionen Euro an Zinsen bekommen. Doch ohne den Staat wäre alles Nichts. Die „Stütze“ war laut Ebel alternativlos: “Ohne das Geld vom Staat gäbe es uns wahrscheinlich nicht mehr.”

Karriere im Konzern mit Seitensprüngen

Nach dem Abitur studierte Sebastian Ebel Betriebswirtschaft an der Technischen Universität Braunschweig und der Philipps-Universität Marburg. Nach seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann begann Ebel seine berufliche Laufbahn bei der Salzgitter AG.

Von 1991 bis 1997 bekleidete er verschiedene Funktionen im Preussag-Konzern (heute TUI AG) inne und wechselte von seiner Funktion als Direktor Konzern-Controlling in der Konzernzentrale der Preussag AG zur VIAG AG in München als Bereichsleiter Telekommunikation. 1998 kam er als Vorstand der Tochtergesellschaft Hapag Touristik Union GmbH zum Preussag-Konzern zurück. Dort war er bis 2003 Bereichsvorstand der TUI AG; ab 2003 war er als Konzernvorstand u. a. für das Ressort Controlling zuständig, das er bis 2006 verantwortete.

Auf die Konzern-Karriere folgten ein unternehmerisches Intermezzo und ein Branchenwechsel. Er verließ den Touri-Spezialisten 2006 und gründete die Eves Information Technology AG. 2008 wechselte Sebastian Ebel zur A.T.U.-Gruppe, zunächst als Chief Financial Officer und später als Chief Operating Officer. Von 2011 bis 2013 war er als Chief Financial Officer für Vodafone Deutschland unter der Ägide von Friedrich Joussen tätig, ehe er im Februar 2013 zur TUI AG zurückkehrte und ab Mai als Chief Operating Officer fungierte.

Vereins-Boss Sebastian Ebel

Abseits der Vorstandsetage im Hauptquartier zog es ihn auf den Rasen. Als Präsident des Fußballklubs Eintracht Braunschweig meisterte er den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Die Vereins-Legende brach einst mit Jägermeister auf der Brust der Trikot-Werbung in der Bundesliga die Bahn. Bei TUI haperts nicht an der Werbung. Doch der Wiederaufstieg in die Branchenelite lässt noch auf sich warten. Über Ebel´s Performance wacht derweil im Hintergrund ein Mann mit besten Beziehungen zum Kreml: TUI-Hauptgesellschafter Alexj Alexandrowitsch Mordaschow.

TUI Großaktionär Alexej Mordaschow

Der Milliardär aus der Oligarchen-Riege von Putins Gnaden gilt als einer der Reichsten unter den Reichen in Russland. Das Vermögen beläuft sich Forbes-Berechnungen zufolge auf knapp 24 Milliarden Dollar. Seine Beteiligung an TUI konnte er durch ein trickreiches Manöver am 28. Februar 2022 kurz vor dem Bannstrahl der EU-Sanktionen noch sichern.

Was TUI von ATU lernen könnte

Jetzt setzt der Großaktionär auf den Controller an der Spitze des Touristik-Konzerns. Sebastian Ebel kennt TUI wie seine Westentasche, aber er trägt wohl auch an den Fehlentscheidungen der Vergangenheit mit. Mal sehen, wie es beim Franchising weitergeht. Bei A.T.U. macht Ebel die Erfahrung, dass alle rund 600 Kfz-Werkstätten direkt an die Zentrale berichteten und jeder Mechaniker zentral bei ATU angestellt ist. Der TUI-Sanierer könnte dieses Konstrukt als seine „Carte blanche“ ausspielen. Seit Ende 2016 ist ATU widerum Teil des französischen Familienunternehmens Mobivia, das aktuell auf Franchise-Partnerschaften setzt. comme ci, comme ça.

INFO

TUI-Franchise

Zum 1991 gestarteten Franchising der TUI Deutschland GmbH zählen rund 1.070 Franchise- und Kooperationspartner. Damit ist die TUI Deutschland Heimat der größten Reisebüro-Franchise-Organisation Deutschlands, in der die Aktivitäten der stationären Reisebüros des Eigenvertriebs der TUI gebündelt sind und die unter den Marken TUI ReiseCenter, Hapag-Lloyd Reisebüro, FIRST REISEBÜRO und FIRST Business Travel im Tourismus-Geschäft aktiv sind und stellten früher gar mit dem TUI-Manager Günter Bensch einen Vorstand im DFV.

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