Unter seinem bekannten Familiennahmen machte sich Andreas Adenauer (Jahrgang1962) frühzeitig selbständig. Seine Passion für flotte Mode für Wind und Wasser gab den Impuls. Inzwischen gibt es hierzulande über 50 Adenauer & Co-Shops primär in den Urlaubsorten im Norden und Süden Deutschlands und in den Metropolen dazwischen – auch in Österreich und auf Mallorca ist der in Kaarst mit seiner Franchise-Zentrale domizilierende Unternehmer präsent. Für die Führung seiner Partner gewann er jüngst Anja Roske, die zuvor für das NORDSEE-Franchise-System tätige Managerin. Die Weichen für die weitere Expansion in der lukrativen Nische im volatilen Modemarkt sind damit gestellt. Sein Durchbruch als Modehändler gelang ihm 2012 auf Norderney. In einem gerademal 30 Quadratmeter großen Shop offerierte er T-Shirts und Hoodies mit dem Logo „Adenauer 1876“, das Geburtsdatum seines berühmten Großvaters. Die Kunden rissen sich geradezu um die Textilien mit dem nostalgischen Aufdruck. Und die Probe für die erfolgreiche Existenzgründung war gelungen.
ADENAUER macht in Mode
Die ersten Sporen in der kurzlebigen Modebranche wie im Franchising sammelte der Enkel des ehemaligen Kölner Oberbürgermeister (1917 – 1933) und ersten Bundeskanzler (1949 – 1963) zuvor und recht frühzeitig, wie in der MALLORCA ZEITUNG, der deutschsprachigen Gazette seiner zweiten Heimat zu lesen war. „Als ich 13 Jahre alt war, habe ich es geliebt, auf Flohmärkten nach Klamotten zu stöbern“. Nach der Schule und dem Wehrdienst als Fernmelder eröffnete er 1985 einen kleinen Jeans- und Freizeitklamottenladen in Schleiden, einem Ort in der Eifel, wo sein Vater damals als Landnotar gearbeitet hat. Die Bank gab 100.000 Mark Startkapital. „Meine Mutter ist Schwedin und stammt aus einer großen Handelsfamilie“, sagt Adenauer. Das Kaufmännische liege ihm irgendwie im Blut. Zudem habe ihn damals ein alter jüdischer Textilverkäufer aus dem Ort „an die Hand genommen“, ihn in die Modebranche eingeführt und mit auf Messen mitgenommen.
Uni ade, mit dem Golf auf Tour
Ein Handelsvertreter, der sein Geschäft regelmäßig besuchte, entdeckte sein verkäuferisches Talent und brachte ihn 1987 mit einer holländischen Firma zusammen. Fortan klapperte er als Handelsvertreter die Textilläden in einem schmalen Streifen von Leverkusen bis an die Nordseeküste ab. Sein Vehikel war der Golf 1 , verkauft wurde die Mode aus dem Kofferraum. „Im ersten Jahr habe ich 120.000 DM brutto gemacht.“ Sein angefangenes BWL-Studium an der Uni in Köln brach er ab, stattdessen wechselte er 1992 zur Marke Street One. „Das Tolle war, dass sie im Jahr zwölf Kollektionen herausbrachte. Es gab jeden Monat frische Ware.“ Bald gehörte Nordrhein-Westfalen zu seinem Einzugsgebiet. „Ich prägte die Kollektionen mit, wurde den Geschäftsführern dann wohl zu teuer und bin 1997 raus.“
Nächste Station die Strände Kaliforniens
Kurzerhand nahm ihn die aus Kalifornien stammende Modemarke Esprit unter Vertrag, um ihr Geschäft in Deutschland anzukurbeln. „Esprit war damals langsam. Um eine Kollektion auf den Markt zu bringen, brauchten sie zehn Monate.“ Adenauer bekam eine Task-Force, mit der er es schaffte, zwölf Kollektionen im Jahr herauszubringen. „Der Profit verdreifachte sich. 2004 kam der nächste große Schritt, Esprit ernannte ihn zum Geschäftsführer für Nordamerika. Dort hatte die Marke stark an Ansehen eingebüßt. Doch diesmal blieb der Erfolg aus. „Innerhalb des Unternehmens traf man die Entscheidungen aus politischen Motiven heraus“, so Adenauer zum abrupten Abschied vom Konzern.
Ritt auf der Surfwelle folgte
Von 2007 bis 2009 arbeitete er in Holland für den US-amerikanischen Hersteller von Surfbekleidung O’Neill. „Doch das Geschäft lief eher rückwärts als vorwärts.“ Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, verbrachte er 2009 ein halbes Jahr in Sóller auf Mallorca, wo er heute nebst der Villa in Meerbusch bei Düsseldorf ein Ferienhaus besitzt. Hier verfestigte sich die Idee, eine eigene Firma aufzumachen. „In Amerika hatte ich gelernt, dass gute Geschäfte immer auch eine Geschichte erzählen. Von O’Neill habe ich die Liebe zum Strand, aus Schweden die zum Wasser mitgenommen.“ 2012 gab er seine erste Kollektion unter dem Namen „Adenauer & Co“ heraus. Das erste maritim eingerichtete Geschäft mit Strandmode eröffnete er nach einigen Testläden auf Sylt.
Familien-Treff im Siebengebirge
An seine so öffentlichen familiären Wurzel denkt er gern zurück und erinnert sich, als wenn es gestern wäre. „Als Knirps habe ich miterlebt, wie der französische Präsident Charles de Gaulle zu Besuch kam“, so Andreas Adenauer. Er habe zwar nicht realisiert, wie wichtig de Gaulle oder die anderen Staatschefs gewesen seien. Aber er habe immer den Respekt und die Liebe gespürt, mit denen die Menschen dem Kanzler begegnet seien, vertraute er der Mallorca Zeitung 2018 an, die damals über die jüngste Eröffnung eines Shops alias „Strandhaus“ in der Altstadt von Palma auf der Carrer dels Paraires 4 berichtete. Die Verbindung zum Großvater (1876 – 1967) lebt. Alljährlich treffen sich zwei Dutzend Enkel nebst ihren Familien in dem zum Museum umgewandelten Adenauer-Haus im Rhöndorf im Siebengebirge unweit von Bonn. „Ich kann mich noch gut an den riesigen Polizeihund der Wache erinnern, mit dem ich in der Küche gespielt habe“, so der Enkel im Interview, dessen Vater, Georg (1931 – 2020) war eines von der acht Kindern von Konrad Adenauer.