Tragischer Tod des California Sun Chefs Giesen

California Sun Chef Phil Giesen ermordet

Der Raubmord des Gründers von California Sun schockt die Kölner, die vielen Franchisenehmer, und wirft ein Schlaglicht auf die schillernde Solarien-Branche, die im Dunstkreis der Domstadt einstmals startete.

Der gewaltsame Tod von Sonnenbank-König Phil Giesen (†74) erschüttert Köln. Seine Leiche wurde am Mittwochmorgen (9. Oktober 2024) in seiner Villa im Nobelviertel Hahnwald gefunden. Nach den ersten Ermittlungen hatte er offenbar Einbrecher daheim überrascht, die auf der Suche nach dem Tresor waren, gefüllt mit den Tageseinnahmen seiner rund 50 Sonnenstudios – etliche davon im Franchising.

Der Raubmord rückt die Branche wie die Domstadt in den Fokus. In Köln begann der Aufstieg des vormaligen Mathelehrers, der im benachbarten Hürth sein erstes Sonnenstudio eröffnete. Trotz des zweifelhaften Rufes der Betreiber und dem Schmuddel-Image der Branche machten Giesen und weitere Sonnen-Entrepreneure eine steile Karriere. Schnell kamen in den ersten Jahren weitere Wettbewerber wie 1991 Heinz Aydnik aus Rösrath mit seiner Kette Ayk dazu. Auf ihren Fuß folgte alsbald die immer lauter tönende ärztliche Warnung, das der Sonnenbank-Besuch dem Hautkrebs Vorschub leistet. Dennoch boomte der Markt in den 80-ziger und 90-ziger Jahren, die Eitelkeit triumphierte über die Vernunft. Braungebrannt war schlichtweg in. „Schlechte Zeiten gab es bei mir eigentlich nicht“, vertraute Giesen im Interview dem lokalen Boulevard-Blatt Express einst an. Im Wirtschaftskrisenjahr 2008 habe er den größten Mitbewerber in Köln vom Markt gedrängt.

Das bundesweit führende Franchise-System gründete ein anderer Rheinländer: Wolfgang Müller. 1979 startete die UVA Solar KG von Wolfgang Müller in Brauweiler gleichfalls vor den Toren Köln´s. Der gelernte Textilingenieur hatte zuvor als Franchisenehmer von Photo Porst und McDonalds einschlägige Erfahrung gesammelt, um in der neu aufkommenden Besonnungsbranche wie Giesen und Aydnik zu starten und per Franchising zu expandieren. Das erste und heute immer noch am Platz befindliche Sonnenstudio eröffnete unweit des berühmten Millowitsch-Theaters am Rudolfplatz im Herzen von Köln. Statt hinter verklebten Schaufenster im Hinterhof präsentiert sich Müllers Kette vom Start weg anders als in der Branche damals üblich in der ersten Reihe mit freien Blick in die stets tipp-top sauberen Studios. Die transparente Optik und der perfekte Service kommen beim sonnenhungrigen Publikum blendend an: 1987 betreibt Müller bereits 16 Studios. Damit sich das Unternehmen weiter so schnell und dabei finanziell auch solide entwickeln kann, besinnt er sich auf seine Franchise-Erfahrung und verteilt so Investment und Risiko auf viele Schultern. So springt der Turbo in der bis dahin schon dynamischen Expansion an. Zwischen 1993 und 1999 wuchs Müllers Franchisesystem um 300 Prozent, während sich die Branche im selben Zeitraum nur um 21 Prozent steigern konnte.

Gründer Wolfgang Müller (rts) mit Sunpoint-CEO Uwe Dietmannsperger
Gründer Wolfgang Müller (rts) mit Sunpoint-CEO Uwe Dietmannsperger

Die dynamische Performance resultiert aus Müllers ausgeprägter Markenphilosophie. Als erster Akteur nahm er fünf Millionen Mark in die Hand und plakatierte jährlich zum Saison-Beginn eine nationale Image-Kampagne. Die Werbung kam an. In der Hochzeit zählte „der Sonnenkönig von Kölle“ 500 Studios und sinnierte über das Endziel: doppelt so viele. Der Gruppen-Umsatz inklusive der in eigner Regie betriebenen Studios, erreichte im Millenniumsjahr fast 400 Millionen Mark. Doch mit dem stetig wachsenden Gesundheitsbewusstsein der Deutschen bröckelten Umsatz und Erträge. Die Talfahrt, die anfangs der Lokalmatador Giesen noch erfolgreich ausbremste, endete für SUNPOINT erst vor drei Jahren – allerdings immer noch in der Position des Branchenprimus. 2021 verkaufte die bisherige Mehrheitseigentümerin WM Beautysystems AG das Gros der Geschäftsanteile an Rieker Investment AG aus Thayngen in der Schweiz und beließ es bei einer Minderheitsbeteiligung. Müllers Sonnen-Imperium besetzt beim Deal knapp 200 Standorte – 115 Filialen und 80 Franchise-Studios. Deutlich mehr also als Giesen mit seinen 50 Studios.

Millionäre waren und sind die Konkurrenten allemal. Zum Vergleich: Müllers Kompagnon aus den Startjahren Martin Paffenholz strich schätzungsweise 17 Millionen Euro für einen 10-Prozent-Anteil ein. Mit der Preisgabe der Majorität am Geschäft konnte Müller schließlich nochmal kräftig Kasse machen. Not litt der passionierte Golfer und Weltenbummler ohnehin nicht. Seit Dekaden lebt er zurückgezogenen und pressescheu im Kölner Quartier Marienburg, dort wo das „Alte Geld“ der Stadt domiziliert. In der Nachbarschaft lebt allerdings auch ein neureicher Namensvetter, der Kölsch-Rocker Wolfgang Niedecken.

Derweil schlachtet die Ortspresse den Fall Giesen weiter aus. O-Ton EXPRESS vom 10. Oktober 2024: „Erst vor einer Woche feierte der smarte Lebemann seinen 74. Geburtstag und führte seine Freundin Claudia zum Essen aus. „Ihm ging es blendend und wir hatten einen tollen Abend“, sagte Krappel am Mittwoch weinend gegenüber EXPRESS.de. „Wir wollten immer heiraten, doch meine Scheidung war noch nicht durch. Ich bin geschockt.“

Noch aufwühlender: Laut Informationen der Kölner Polizei gibt es offenbar Hinweise für ein Tötungsdelikt, eine Mordkommission sei eingerichtet worden. Hatte Giesen Feinde? Wurde er zufälliges Opfer von brutalen Tätern? Antworten gibt es bisher keine.“

INFO:

Wer hat´s erfunden

Friedrich Wolff hat 1975 die erste Sonnenbank der Welt auf den Markt gebracht. Seine Motivationsfaktoren waren: Das Sonnenlicht zu imitieren und damit Winterdepressionen entgegenzuwirken, einen Ort zum Energietanken zu schaffen und sogar schon damals die Vitamin D Bildung anzuregen.

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