ETL Franchise im Netz der Heuschrecke KKR

ETL-Chef Franz-Josef Wernze


Der US-Private-Equity-Riese KKR hat sich an der Finanzierung der Essener ETL-Gruppe beteiligt, die mehr als 1.500 Steuerkanzleien umfasst und ihre Dienste mit wachsendem Erfolg in der Franchise-Wirtschaft offeriert. Die finanziellen Verhältnisse bei ETL wurden jetzt erst nach dem Tod des Gründers Franz-Josef Wernze (1948 – 2013) publik.


In der Betreuung von Franchisesystemen macht sich ein Schwergewicht breit: ETL. Die ETL AG mit Sitz in Essen und Berlin ist Marktführer im Bereich Steuerberatung und gehört zu den Top 5 der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften in Deutschland. Die Unternehmensgruppe erwirtschaftet mit ihren Geschäftsbereichen Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Rechtsberatung, Unternehmensberatung und IT bundesweit einen Gruppenumsatz von über 1,4 Mrd. Euro. Insgesamt betreuen über 14.300 Mitarbeiter – darunter mehr als 1.500 Steuerberater, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater – überall in Deutschland mehr als 293.000 Mandanten. Darüber hinaus ist die ETL-Gruppe weltweit in über 60 Ländern mit über 1.400 Standorten präsent und erwirtschaftet einen europaweiten Umsatz von über 2 Mrd. Euro.

Der US-Finanzinvestor KKR wurde 1976 von Jerome Kohlberg, Jr., Henry Kravis und George R. Roberts gegründet. KKR hält Anteile an Unternehmen mit einem Gesamtvolumen von über 553 Milliarden Dollar. In Deutschland hat KKR seit den späten 1990er Jahren mehr als 18 Milliarden Euro an langfristigem Eigenkapital in mehr als 35 Unternehmen investiert, vor allem in Partnerschaft mit Gründern, Familienunternehmen und Konzernen wie zum Beispiel der Hamburger Welt-Gruppe. Auch bei dem versilberten Teil-Ausstieg von Franz-Josef Wernze von ETL waren die Amerikaner hilfreich dabei. So finanzierte KKR die neuen Eigentümer. Ein Deal, der Geschmäckle hat, denn in der Zunft der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer gilt der Einstieg von Investoren als Tabubruch.


ETL-Top-Manager Martin Lehmann wiegelt daher flugs ab und stellte gegenüber der BÖRSEN-Zeitung klar: „KKR hat sich nicht an der ETL AG beteiligt. Vielmehr hat KKR die Nachfolgeregelung finanziell unterstützt. Es wurde die Übernahme der Mehrheit der Anteile durch fünf der führenden Manager finanziert.“ Eine Minderheitsbeteiligung gehört der Stiftung der Familie Wernze. Zu Lebezeiten gehörten FJW 49,24 Prozent der ETL AG. Wer zum erlauchten Kreis der Anteilseigner nebst der Familie Wernze zählt, darf spekuliert werden. Zur Führungsriege gehört der dreiköpfige Vorstand mit StB Torsten Lenk, StB Lukasz Mehl und WP/StB Dr. Andreas Nottmeier. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates fungiert RA Bernd Hollmann.


„Wer hätte vor Jahren gedacht, als Franz Müntefering im Private-Equity-Kontext über Heuschrecken sprach, dass nun auch deutsche Steuerkanzleien vor einer solchen Übernahmewelle stehen könnten?!“ – So die rhetorische Frage von Dr. Roger Gothmann, Chef der Taxdoo GmbH aus Hamburg, einem Dienstleiter für die bislang noch mittelständisch geprägte Steuerberater-Zunft. Doch Kritiker befürchten Interessenkonflikte, wenn Finanzinvestoren und Wirtschaftsprüfer in einem Boot sitzen. Die Skepsis speist sich aus Skandalen der Vergangenheit. Angesichts von Wirecard und Cum-ex erscheint das nicht nur der BÖRSEN-Zeitung nicht völlig übertrieben. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) kommentier unmissverständlich: „Nicht verhandelbar“. Doch die Uhr tickt weiter. Nebst KKR und Partners Group stieg ein im Franchise-Monopoly seit seinem lukrativen Backwerk-Deal bewanderter Investor nun gleichfalls in den steuerlichen Beratersektor ein: EQT aus Schweden stieg bei der Steuerberatungsgesellschaft WTS mit seinen 14 Standorten in Deutschland ein. EQT ist nach Blackstone und KKR die drittgrößte Private-Equity-Gesellschaft der Welt.

Infos zur Person:

Als Vorstandsvorsitzender baute der Ex-Finanzbeamte gebürtig aus Bergisch-Gladbach die European Tax and Law (ETL) AG mit Hauptsitz in Essen zu einem der Big Five in der Branche auf. Durch Zukäufe wuchs die 1971 gegründete Steuerberatungsgruppe rasch und rangiert hinter internationalen Kanzleiketten wie PwC, KPMG, EY und Deloitte auf Rang fünf der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften in Deutschland.Der bekennende Rheinländer war vierfacher Vater und arbeitete in Kölner Stadtteil Junkersdorf in Hörweite des ehemaligen Müngersdorfer Stadion. Als Mäzen förderte er den 1. FC Köln alias „Effzeh“ sowie den zweiten Traditionsverein in der Domstadt: Viktoria Köln 1904.
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