“Franchisemesse völlig offen”

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Kai Enders, Präsident des Deutschen Franchiseverbandes exklusiv im Interview zu den Folgen der Corona-Krise für die Franchisewirtschaft:

Teil 1

Nun ist bei der Corona-Krise noch kein Ende in Sicht, aber mit Sicherheit folgt eine Rezession. Der Internationale Währungsfons (IWF) rechnet mit der größten globalen Rezession. Die Wirtschaft in Deutschland soll danach um sieben Prozent schrumpfen. Wirtschaftsforscher Christoph Schmidt vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen verweist auf die Prognose der Wirtschaftsweisen, die mit einem Rückgang von 4,2 Prozent rechnen, weniger als in der Finanzkrise 2008. Auf Sicht geht es also erst einmal bergab. Es trifft laut Schmidt deutlich mehr Dienstleistungsunternehmen und viel mehr kleinere Unternehmen – beides charakterisiert die Franchisewirtschaft, die nahezu alle Branchen erobert hat.

Wie gut ist die Franchisewirtschaft gewappnet?

Gut gewappnet zu sein, das kann niemand in der Franchise-Wirtschaft behaupten. Klar es gibt wie in jeder Krise Gewinner – da fällt mir Netflix ein, das ist zwar kein Franchisesystem, und natürlich Verlierer. Zwischen den Systemen gibt es jedenfalls große Unterschiede je nach Branche und im Reifegrad. Aber alle Systeme haben aktuell Bremsspuren zu verzeichnen.

Was waren denn die ersten Maßnahmen seitens des Franchiseverbandes für seine Mitglieder?

Auf solch ein epochales Ereignis wie die Corona-Krise waren auch wir nicht vorbereitet. Doch wir haben sofort reagiert. So haben wir sehr schnell Foren zum Austausch unter den Mitgliedern eingerichtet um Informationen und erste Erfahrungen bei der Krisenbewältigung auszutauschen. Zudem haben wir interne Experten von den großen Systemen ebenso wie externe Fachleute hinzugezogen, zahlreiche Webkonferenzen für unsere Mitglieder durchgeführt und zusammen mit Systemvertretern und assoziierten Experten quasi über Nacht Leitfäden erstellt, welche Möglichkeiten bieten etwa die staatlichen Hilfen, die jetzt genutzt werden können- zum Beispiel Kurzarbeitergeld.

In der Stunde der Not ist dies doch eine originäre Verbandsaufgabe …

Sicherlich, aber entscheidend ist, es hat funktioniert und zwar im Schulterschluss mit unseren Mitgliedern. Da kann ich nur sagen wir haben uns bislang wacker geschlagen.

Großveranstaltungen werden reihenweise abgesagt, Bundesliga-Kicks finden, wenn überhaupt ohne große Kulisse statt, die Frankfurter „Ambiente“, die Hamburger „Internorga“ sind ist bereits auf 2021 verschoben. Jüngst verkündete Bayern den Zapfenstreich für das diesjährige Oktoberfest. Findet denn die Franchisemesse statt?

Das ist noch nicht entschieden. Wir haben sehr frühzeitig das diesjährige Franchise Forum abgesagt, da wir annahmen, dass viele Mitglieder ganz andere Sorgen im Mai drückt und sie keine Lust zum Feiern hätten. Hinterher ist man bekanntlich schlauer, da haben wir (leider) richtiggelegen. Durch die frühzeitige Absage konnten wir jedoch eine Menge Geld einsparen und blieben nicht auf einen Berg an Stornorechnungen sitzen. Ob die dritte Franchisemesse nach ihrem Neustart im Jahr 2018 in Frankfurt stattfindet, ist im Moment noch völlig offen; je nach Verlauf der Corona-Krise könnte dies ja Anfang November womöglich ein guter Zeitpunkt für die Franchisenehmergewinnung sein.

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