Das Handbuch eines Franchise-Systems, blasphemisch auch gern als „Franchise-Bibel“ bezeichnet, dokumentierte wie eine Gebrauchsanweisung eines neuen Gerätes die Funktionsweise – Punkt für Punkt. Für jeden startenden Franchise-Nehmer ist dies Pflichtlektüre und in der Orientierungsphase der Gradmesser eines seriösen und professionellen Franchise-Systems. Um das Geschäftsgeheimnis zu lüften, muss das Gelesene verstanden werden und sachgerecht umsetzt bar sein werde. Ohne Vorbereitung klappt das nicht. Daher sind neben dem Franchise-Handbuch die Schulungen der künftigen Franchisenehmer von entscheidender Bedeutung. Hier werden nach einer Basisschulung nach dem Vorbild von McDonalds in der jeweiligen Franchise-Akademie des Franchise-Gebers die bereits ausgesiebten Kandidaten dann vorzugsweise beim Training-on-the-Job bei einem etablierten Franchise-Betrieb in die „Geheimnisse“ der Franchise eingewiesen.
Die bewährte Methode zum Planen, Strukturieren und Erstellen von Franchise-Handbüchern ist das Prozess-Management. Dem zur Folge werden alle Arbeitsschritte des Tagesgeschäfts identifiziert, dokumentiert und zu einem Management-System zusammengefasst. Das sogenannte EFQM-Modell für Excellence und die DIN EN ISO 9000 ff. Qualitätsmanagementsysteme zählen zu den bevorzugten Methoden. „Beide Methoden eignen sich auch hervorragend für das Prozess-Management in Franchise-Systemen und damit für das Franchise-Handbuch“, erläutert Hans Vogel, ein ausgewiesener Experte, der sich seit über 30 Jahren mit dem Thema Handbücher für Franchisesysteme beschäftigt. Welchen Stellenwert das Handbuch hat, zeigt die von Hans Vogel entwickelte Übersicht:
Prinzip für eine Ablauf-Organisation in Franchise-Systemen:
Um einzuschätzen, ob die Franchise-Broschüre hält, was sie verspricht, sollte auf dem ersten Blick erkennbar sein, welchen Nutzen das Geschäftsmodell den fixierten Endkunden tatsächlich bietet.
Hierzu müssen folgende sechs Parameter des Geschäftskonzeptes klar definiert sein:
- Produkt
- Preis
- Präsentation
- Platz
- Positionierung
- Person (Zielgruppe)
Nachlesen können, was die Erfolgsfaktoren sind und wie sie zu handhaben sind
Im Klartext geht es somit darum, wie man die Produkte oder Serviceleistungen der exakt gezirkelten Zielgruppe schmackhaft macht. Dazu wird die komplette Klaviatur des am Markt bereits hinreichend erprobten Marketings vermittelt. Nachzulesen ist allein dieses, für den Erfolg neben der richtigen Standortwahl wohl entscheidenden Erfolgsfaktors einer frisch gestarteten Franchise-Karriere eines durchweg branchenunerfahrenen Quereinsteigers in einem Kapitel aus der „Bibel“. (?) Wohlweislich einem. Denn die Bibel mutiert bei einem erfolgreichen Franchise-System schnell zu einer kleinen Bibliothek. Das System-Handbuch plus das Marketing-Handbuch (Werbung + PR) gehören ebenso wie das Betriebshandbuch (Operations), das Management-Handbuch (Führung, Motivation, Arbeitsrecht) dazu. Das IT-Handbuch beschreibt und regelt die Einbindung in der Online-Präsenz des Systems und seiner lokalen Partner – Stichwort: Social Media.
Franchising multipliziert eine Geschäftsidee und bildet (Mit) unternehmer aus
Der Clou beim Franchising besteht darin, dass das komplette Wissen für die Selbständigkeit vermittelt wird. Franchising ist somit auch eine Schule für Unternehmer, beziehungsweise für alle Kandidaten, die ihr eignes Ding machen möchten. Das Franchise-System offeriert dazu eine passende Geschäftsidee, die sich im Wettbewerbsumfeld profiliert hat oder wie beispielsweise BackWerk mit seinem disruptiven Geschäfts-Modell der Selbstbedienung in der Backer-Branche einen weltweit neuen Betriebstyp kreiert hat. Die Handlungsanweisung das unterstellter Maßen erfolgreichen Konzeptes sprengt den Rahmen eines noch so pfiffigen Marketingpaktes. Zu einer seriösen Franchise-System-Offerte gehören alle Details – von der Einrichtung bis Büros oder Ladens über die Rekrutierung der Mitarbeiter bi hin zur lokalen Werbung – um den weiten Bogen zu skizzieren.
Das Franchise-Handbuch offenbart die Erfolgsgeheimnisse der Geschäftsidee
Wichtiger noch: und seiner konkreten Umsetzung. Auf diese Weise werden alle Geschäftsprozesse in ihren Verästelungen transparent und damit erlernbar. Spiegelbildlich zum Handbuch für die Franchisenehmer wird ein System-Handbuch erarbeitet, das wiederum für die internen Prozesse in der Franchise-Zentrale wie die vertriebliche Steuerung der Franchisenehmer die Aufgaben und Abläufe festschreibt. Beide „Haupt-Werke“ erfordern akribische Feinarbeit des Franchise-Gebers beziehungsweise seiner Mitarbeiter im Franchise-Management. Unterstützt von versierten externen Beratern. In der Gründerphase seines Franchise-Systems sind es durchweg visionäre Unternehmer, die eine Marktlücke erkennen und eine ganze Branche auf den Kopf stellen. Unternehmer von diesem Zuschnitt treffen oftmals intuitive Entscheidungen, die auf einem gerüttelten Maß an teuer bezahlten Erfahrungen beruhen. Im Franchising zählt aber, dass unerfahrene Quereinsteiger die Herausforderungen des Marktes meistern. Daher müssen die genialen Franchisegeber in der Lage sein, ihren Epigonen den Erfolgsweg aufzuzeigen und nachvollziehbar aufzeichnen. Der versprochene Know-how-Transfer ist der springende Punkt in allen Franchise-Offerten. Daher kommt dem Handbuch eine entscheidende Rolle zu. Bereits in der Findungsphase zwischen potenziellen Franchisenehmern und dem Franchisegeber spielt das Handbuch eine gewichtige Rolle für den Entscheidungsprozess. Nach der Lektüre eines Muster-Kapitel und dem Blick das Inhaltsverzeichnis sollte interessierten Franchise-Kandidaten schnell Klarheit gewinnen, ob die Offerte handfest ist.
Das Handbuch ist ein wesentlicher Bestandteil der Leistungen eines Franchisegebers.
Gleichwohl sind keine rechtlichen Vorgaben für das Planen, Strukturieren und Erstellen sowie den Inhalt von Franchise-Handbüchern existent. Zahlreiche Autoren schlagen in Publikationen zum Franchising allerdings einen ähnlichen Aufbau von Franchise-Handbüchern vor. Alle fußen auf den zahlreichen Veröffentlichungen von Dr. Walter Skaupy, dem Gründervater des Deutschen Franchise Verbandes (DFV) und sein erster Präsident im Jahre 1978. In seinen Publikationen gab der Jurist erste Anregungen für die Erstellung der so gewichtigen Handbücher. Inzwischen setzen Experten wie Hans Vogel die Standards bei der Redaktion von Handbüchern. Im Internet-Zeitalter sind die Handbücher selbstverständlich online im System-Intranet abruf- und einsehbar. Wichtiger noch: dort finden die permanente Aktualisierung statt. Loseblatt-Sammlungen waren gestern. Allerdings wird am Bildschirm langsamer und fehlerhafter gelesen. Daher tüfteln die Franchise-Berater an einer hybriden Version, der das klassische Handbuch im Regal mit den ständigen Up-Dates online kombiniert.
Fazit: Die Franchise-Bibel bleibt, was sie immer war: das Herzstück jedes seriösen Franchise-Systems.