Der lange Schatten von René Benko

Rene Benko

Der lange Schatten von René Benko – warum sich Fressnapf-Milliardär Torsten Toeller über eine Kapitalspritze freuen darf
Was hinter dem Einstieg der Private-Equity-Firma CINVEN steckt.

Fressnapf-Gründer Torsten Toeller erblickte am 6. April 1966 in Köln das Licht der Welt und kann heute eine respektable Karriere vorweisen. Seine in den USA entdeckte Geschäftsidee „Alles für das Haustier“ hat sich in Kombination mit Franchising in Deutschland und Filialen im Ausland zum Wachstumstreiber par excellence entwickelt. Von null im Jahr 1990 mit dem ersten „Fressnapf“-Markt in Erkelenz (NRW) auf aktuell angepeilte fünf Milliarden Euro Umsatz. Mit 2.600 Partner-Märkten in 14 europäischen Länder ist Fressnapf der unangefochtene Branchenprimus für Heimtierbedarf auf dem alten Kontinent. Sein Vermögen schätzt das amerikanische Magazin Forbes auf rund 1,7 Milliarden US-Dollar.

Fressnapf-Guru Torsten Toeller m.
Fressnapf Chef Toeller (m.)


Angesichts der finanziellen Potenz überrascht allerdings, dass der Fressnapf-Milliardär jüngst eine Minderheitsbeteiligung von CINVEN einräumte, einem 45-Milliarden-Euo schweren britischen Private-Equity-Unternehmen. Nebst der Kapitalspritze gab der Investor seinerseits die erst 2022 übernommene italienische Heimtierbedarfskette Arcaplanet komplett an Fressnapf ab, um den Player wiederum mit Toeller’s Maxi Zoo Italia zu verschmelzen. Ein strategisch kluger Deal, um die Marktposition auch auf dem Stiefel weiter zu festigen. Zum Jahresanfang 2024 hatte Toeller noch den Kauf der 67 Filialen des niederländischen Konkurrenten Jumper gestemmt. Weitere Investitionen in das im Vergleich zum Wettbewerb noch Luft nach oben bietende Online-Geschäft stehen an.
Dennoch überrascht der Zeitpunkt. Denn eigentlich kann ja „TT“, wie ihn nur seine Freunde nennen, so wie der legendäre Onkel Dagobert seine Millionen zählen, gäbe es da nicht eine private recht teure Mesalliance mit dem gefallenen Immobilien-Tycoon René Benko.

Verdacht vom Amt


Österreichische Behörden ermitteln derzeit gegen den Ösigarch wegen möglichen Kreditbetrugs. Der Signa-Gründer und Galeria-Besitzer soll sich Geld geliehen haben, obwohl seine Firmengruppe bereits insolvent gewesen sei. Das Magazin DER SPIEGEL referierte die jüngsten Vorwürfe der österreichischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), wonach „gegen den Gründer der insolventen Signa-Gruppe Untersuchungen laufen. Dabei gehe es um den Verdacht von Betrug „aufgrund mutmaßlichen Vortäuschens der Zahlungsfähigkeit bei der Verlängerung von Bankkrediten“.
Benkos Anwalt Norbert Wess wies die Vorwürfe zurück. Sie seien »haltlos und entbehren jeder Grundlage«, schrieb er in einer Stellungnahme an den SPIEGE: “Zuvor hatte Rechtsanwalt Johannes Zink dem Radiosender Ö1 berichtet, dass seine Kanzlei entsprechende Anzeigen eingebracht habe. Es bestehe der Verdacht, dass Gelder von Banken und Investoren ausgeborgt worden seien, als die Signa-Gruppe bereits insolvent gewesen sei. Benko sei direkt involviert gewesen. Die Namen seiner Klienten nannte der Anwalt nicht.”


Benkos Fanbase


Dem Sohn eines Gemeindebediensteten und einer Kindergärtnerin gelang es schon früh, Reiche und Prominente von seinen Geschäftsideen zu überzeugen. Mit 17 Jahren organisierte René Benko, Jahrgang 1977, für einen befreundeten Innsbrucker Baumeister die Renovierung von Dachböden in bester Stadtlage. Kurz nach der Gründung seiner Signa Holding begegnete er dem “Stroh”-

Tankstellenerben Karl Kovarik, der sich 2001 in Benkos Unternehmung einkaufte. Mit Kovariks Geld, einem zweistelligen Millionenbetrag, wuchs die SIGNA Holding zum größten österreichischen Immobilienunternehmen. Zu Benkos Fanbase zählten und zahlten weiterhin Promis aus Politik und Geschäftswelt. Zum Beispiel Alfred Gusenbauer: der gut vernetzte Ex-Kanzler Österreichs saß in drei Aufsichtsräten, unter anderem beim Flaggschiff SIGNA Prime Selection AG. Mit Rat und Tat standen aber auch Strabag-Gründer Hans-Peter Haselsteiner ebenso wie Wüstenrot-Chefin Susanne Riess dem Immobilien-Tycoon zur Seite. Geld kam auch von der der Familie der Formel 1 Legende Niki Lauda, dessen Stiftung 10 Prozent an der SIGNA Retail hält. Roland Berger, der Doyen unter den deutschen Unternehmensberatern, ist ebenso wie Lauda mit 2,5 Prozent beteiligt ist. In Treue fest verbunden war Benko aber auch mit Torsten Toeller. Der Kölner Jung hält 5 Prozent an der SIGNA Holding, ein Investment, das in der guten alten Zeit mehrere 100 Millionen Euro wert sein durfte. Bei der zu erwartende Mini-Quote am Ende des Konkursverfahrens von Benkos Reich droht ein herber Verlust.
Damit ist nun Schluss und so schließt sich der Kreis. Die frischen Millionen des Fressnapf-Minderheitsaktionär CINVEN flossen wohl zur rechten Zeit. Derweil hält der Selfmade-Milliardär weiterhin die „große Mehrheit“ an seinem Lebenswerk, wie seine Pressestelle betont und stehe weiterhin als Verwaltungsratsvorsitzender an der Spitze.

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