Das Sommer-Urlaubs-Trauma

Chefredakteur Axel Winkelnkemper

Auf ein klares Wort zum Corona-Sommerurlaub.

Kaum ein Thema hat die Deutschen je so umgetrieben wie der Sommerurlaub zu Corona-Zeiten. Mit fatalen Folgen: Gerade als die Krise scheinbar gemeistert war, brach sich der Urlaubshunger im Lockerungs-Tsunami der Ministerpräsidenten seine Bahn. Allen Warnungen und Prognosen zum Trotz, mussten sich die armen, vom Home-Office und Home-Schooling gebeutelten Eltern und Kinder, die einsamen Singles und DINK’s (double income no kids) endlich in die Ferien flüchten. Erholung vom häuslichen Familien-Monopoly und der Entrümpelungsorgie, der bleiernen Langeweile, der frischen Luft beim Fahrradfahren und der mystischen Stille in der City – endlich. TUI und Lufthansa wurden flux mit Milliarden gepampert damit endlich wieder 300, vom Fernweh geplagten Passagiere völlig „gefahrlos“ in eine Jet-Kabine gepfercht gen Süden starten konnten, den Spezial-Luftfiltern an Bord sei Dank.

TV-Novela zum Urlaubsfieber

Bestens befeuert wurde dieses Sehnsuchtsdrama dann tagtäglich von fast allen TV- und Medienkanälen, insbesondere den öffentlich-rechtlichen Sendungsbeauftragten ARD und ZDF. Sofort schaffte es das Stück in die Tagesschau und schwubs ins MoMa, als gäb’s kein Morgen mehr ohne Urlaub auf Malle. Grenzen auf, Kontrollen weg, Masken runter, Abstand ade, Party bis zum Abwinken – einfach herrlich. Da war wohl an den Redaktionstischen der eigene Wunsch der Vater des Gedanken. Die Kollegen kochten offenbar ihr ganz eigenes, kleines Süppchen und trieben verantwortungslos und fahrlässig eine Urlaubssau nach der anderen durch den Äther. Nur noch Urlaub bis die Schwarte kracht. Und die vielen Menschen, die sich einen Urlaub selbst unter normalen Umständen gar nicht leisten können? Einfach abgewatscht.

Unkontrollierte Rückkehrer-Welle

Dabei war doch jedem Dämlack klar, dass das alsbald hässliche Folgen haben würde. Denn das unbesiegte Corona-Virus wabert weiter durch die Lüfte, Ballermann und Côte-Azur streifen ahnungsvoll das Land. Und da sind dann da noch ganz plötzlich die Rückkehrer. Oh, wie überraschend! Da werden unwissentlich neu-infizierte Menschen massenweise in die Heimat zurückgeschleust, und kein Schwein hat daran gedacht?

Klar, da war die Politik im Obligo. Aber die Parlamentsferien vor Augen hatten wohl auch Gesundheitsminister Spahn virusmüde, die Kanzlerin EU-fiebrig und Seehofer demo-gestresst keinen Drive mehr, weiter nachdrücklich auf die, von der Pestilenz geschundene Bevölkerung beschwichtigend einzuwirken.

Und nun haben wir den Salat. Die zweite Welle rollt jetzt, wie prophezeit, mit Macht auf uns zu. Weltweit steigt die Zahl der Infizierten in Florida und Kalifornien, Australien und Neuseeland wieder dramatisch an, Brasilien und Indien quasi stillgelegt. Und währenddessen wird hierzulande mühsam gewonnenes Terrain gegen die Verbreitung des Virus vorsätzlich und mutwillig hergeschenkt und beschert uns allen wohl einen äußerst düsteren Herbst.

Aber die Kollegen vom TV-Dauerdienst werden ja wieder in ihrer gebührenfinanzierten Versorgungs-Komfortzone schöne TV-Stücke über Pleiten, Arbeitslose und den neuen Lock-Down hypen, der Medienzirkus zieht weiter. Aber war es das ganze Schurkenstück dann wert? Was zum Teufel ist denn daheim in annähernd sicherer Beschaulichkeit so schlimm, dieses neuerliche Desaster sehenden Auges zu riskieren und zu inszenieren? Unsere Wirtschaft und Gesellschaft wird darauf wohl einen weiteren großen Schaden nehmen, soviel steht für mich jedenfalls fest! Sehr, sehr schade eigentlich.

Ärgerlichst, von zu Hause aus,

Ihr Axel Winkelnkemper

Chefredakteur

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