20 Jahre Brodersen

Mantel über DFV Brodersen Skandal

Torben Brodersen

Hübsch verpackt in einem Bericht über das diesjährige Franchise-Forum des DFV erfahren die geneigten Leser auf Seite 31 der aktuellen Ausgabe der Verbandspostille „Franchise Connect“ kurz vor der Rubrik „Letzte Seite“ die Top-Personalie: Hauptgeschäftsführer Torben Leif Brodersen ist mal weg – nach fast 20 Jahren.

„Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde zudem bekanntgegeben, dass Torben Leif Brodersen
seine Tätigkeit als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Franchiseverbandes aufgibt. Fast 20 Jahre
lang hat er die Verbandscommunity und damit die Franchisewirtschaft in Deutschland vertreten und
geprägt. Präsident Kai Enders dankte ihm für seine Verdienste und das große Engagement an der Ver-
bandsspitze. Seine Aufgaben übernimmt künftig Geschäftsführer Jan Schmelzle.“

O-Ton FRANCHISE Connect 03 / 2022 zu Brodersen

Kein Wort zu viel. Über den Hintergrund der spektakulären Personalie ließe sich trefflich spekulieren. Erst Monate später kam Licht ins Dunkle. Immerhin ist nunmehr klar, dass der Langzeit-DFV-Chef über seinen allzu laxen Umgang mit Taxiquittungen stolperte. Die bei der Rechnungsprüfung parallel zur Jahresversammlung aufgefallene Unregelmäßigkeit provozierte Nachfragen des DFV-Vorstandes. Doch der prompt zur Rede gestellte Hauptgeschäftsführer stellte sich auf die Hinterbeine. Einmal in Rage kündigte er in seiner Eskalations-Dominanz anwaltliche Assistance an. Damit war wohl das Tischtuch durchschnitten. Bei etwas Einsicht und Reue wäre, ja wäre …. Stattdessen das Finale: Im Vier-Augen-Gespräch mit dem DFV Präsidenten wurde schließlich die Trennung besiegelt – und zwar stande pede. Ob mit oder ohne Abfindung wäre auch noch zu klären.

Die von FRANCHISING Network exklusiv entlarvten Fakten der für den DFV blamablen Personalie passt in die Tradition des Vereins. Denn so wie Torben Leif Brodersen, stolperten vor ihm gleichfalls zwei mit viel Vorschusslorbeeren einst angetretene Geschäftsführer, über ihren Stil und / oder Geld – stets zu Lasten der Verbandskasse.

Glücklose DFV-Präsidenten

Geschäftsführer-Pech hatte schon DFV-Präsident Udo Floto (03 / 1997 bis 04 / 1999). Der damalige Geschäftsführer Felix Peckert fiel den Rechnungsprüfern ob dubioser Zahlungen an dessen Bonner PR-Agentur auf. Bei einer turbulenten Mitgliederversammlung kam es zur Sprache und der abrupte Abgang des Verbandsmanagers war die Folge. Kurz darauf musste auch Präsident Floto, im Hauptberuf Geschäftsführer des Direktvertriebsunternehmens EISMANN, seinen Hut nehmen. Das Gesetzt gegen Scheinselbständigkeit war längst zum Lex Eismann mutiert, was die DFV-Mitglieder obendrein frustrierte.

Der im Präsidentenamt nachfolgende OBI-Personalchef Professor Dr. Utho Creusen (04 / 1999 bis 11 /2001) beweis bei der Wahl seines Geschäftsführers ebenfalls kein glückliches Händchen. Sein Adlatus für das Operative war Ulrich Opherk. Die rechtlichen Auseinandersetzungen rund um seine von DFV-Präsident Dr. h.c. Dieter Fröhlich (06 / 2002 bis 05 / 2016), der nach Creusens im DFV-Richtungskampf erzwungenen Abschied übernahm, ausgesprochene fristlose Kündigung lasteten über Jahre wie ein Damokles Schwert über den Häuptern der DFV-Mitglieder. Gemeinsam mit dem frisch bestallten Torben Leif Brodersen räumte Dieter Fröhlich gründlich auf. Ohne seinen persönlichen Einsatz etwa bei der Übergabe der Opherk-Kündigung unweit des Starnberger Sees im Morgengrauen sowie seine Arbeit im nationalen wie internationalen Franchise-Gremien brachte die Franchise-Sache voran. Ohne Dieter Fröhlich und die Assistenz von Torben Leif Brodersen wäre der DFV womöglich Geschichte.

Der Übergang zu Fröhlichs Amtsnachfolger Kai Ender (05/ 2016 bis 05 / 2025) verlief geräuschlos. Selbst die Beförderung von Torben Leif Brodersen zum Hauptgeschäftsführer verlief ohne hörbare Diskussion. Doch nun schließt sich ausgerechnet mit einem für Aufrichtigkeit stehenden Hanseaten der traurige Kreis von geschassten DFV-Managern.

Geld oder Ehre

Ex-DFV-Vorstand Rolf G. Kirst (Ex-UNIGLOBE / Franchise Pool International) kommentierte den Skandal lapidar: „Ich habe die Causa Peckert und Opherk, sowie die dramatische Jahresversammlung 1999 – oder soll man sagen Protestveranstaltung – miterlebt. Als Vorstandsmitglied in den Jahren 1999 – 2012 kann ich nur Positives über die Zusammenarbeit mit Brodersen berichten. Die Vorwürfe gegen ihn wegen Taxiquittungen in solch geringer Höhe sind ein Witz, wenn ich daran denke, was Peckert und Opherk eingesteckt haben und damit den Verband fast ruiniert haben.“

So oder so. Es bleibt dabei: Bei sieben DFV-Präsidenten seit Gründung des DFV 1978 sind drei Totalausfälle vor der Zeit bei der Top-Personalie eine äußerst schlechte Quote. Immerhin kann sich der DFV in puncto Budget nunmehr über eine gestrichene Kostenstelle von rund 300.000 Euro freuen. Viel Moos für den wackeren Lobbyverband, den nunmehr Jan Schmelzle unter dem frisch bestätigten Präsidenten Kai Enders (Engel & Völkers) in die Zukunft führt.

P.S.: Was im Connect-Artikel sonst noch steht:

„Präsident Kai Enders wurde in seinem Amt bestätigt, und zur Vizepräsidentin wurde Emma Lehner
gewählt. Als Schatzmeister kehrt Alexander Mehnert in den Vorstand zurück. Für weitere drei Jahre wurde Ute Petrenko als Vorstandsmitglied wiedergewählt. Neu an Bord sind Maria Linz-Bender und Thomas Kiderlen, der Benjamin Dawo im Vorstand ablöst. Nicht wieder angetreten und damit nach neun, sechs bzw. drei Jahren ausgeschieden sind Vizepräsident Matthias Lehner, Anja Roske und Nadine Brenner.“

Stimmt!

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