Permira schluckt Engel & Völkers

Private Equity

Für rund 400 Millionen Euro erwirbt die britische Private-Equity-Gesellschaft Permira 60 Prozent der Geschäftsanteile an dem Hamburger Immobilienmakler Engel & Völkers. Die Eigentümerfamilie Völkers und ein Teil des exklusiven Kreises der Top-Manager – darunter DFV-Präsident Kai Enders – (be) halten die übrigen 40 Prozent.

Der Verkauf überrascht, denn die bislang mehrheitlich aus eigener Kraft gestemmte Performance beeindruckt durchaus. Der Expansionskurs sollte insbesondere durch den Aufbau selbst betriebener Market Center in den Metropolen auf der Welt forciert werden. Mit mehr als 800 eigenen Makler-Büros in 30 Ländern einschließlich USA und Russland auf fünf Kontinenten ist das Ziel von Vorstands-Chef Christian Völkers, eine internationale Marke zu schaffen, auf dem Papier schon fast erreicht. Der hanseatischen Premium-Makler betreibt eine Makler-Plattform und ein florierendes Franchise-Geschäft, an das international über 11.500 selbstständige Makler angeschlossen sind. Diese erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Courtage-Umsatz von 937 Millionen Euro. In diesem Jahr peilt Engel & Völker über 1 Milliarde Euro an. Ein Teil der Maklercourtage trägt zum Umsatz bei Engel & Völkers bei. Da ist schon viel erreicht, aber noch vielmehr Luft nach oben. „Wir sehen große Chancen, das Ökosystem rund um Engel & Völkers in der digitalen Welt erheblich auszubauen und damit neue Wachstumsfelder zu erschließen“, verkündigt Permira-Deutschlandchef Jörg Rockenhäuser.

DFV_Präsident-Kai-Enders (E & V-Chef Kai Enders)

Damit wird die nächste Stufe der Wachstums-Rakete gezündet. Die für die erste Stufe benötigte Finanzspritze lieh ein provinzieller Investor: AF Eigenkapitalfonds für deutschen Mittelstand GmbH & Co. KG aus München. Das im März 2015 begonnene Engagement endete im Februar 2018 planmäßig. Engel & Völkers kaufte seine abgetretenen Geschäftsanteile zurück. Nun dreht Permira das internationale Finanz-Karussell angereichert mit einer Franchise-Perle im boomenden Immobilien-Sektor weiter. Auf den Ankauf folgt gemäß der ungeschriebenen Branchen-Regel binnen der kommenden drei Jahre der Verkauf. So will es das auf Profit getrimmte Geschäftsmodell der Private Equity-Zunft. Beim Einstieg von EQT bei BackWerk verstrich just diese Frist. Währenddessen sich der Preis von 100 auf 190 Millionen Euro nahezu verdoppelte.

Mittelstand auf dem Rückzug

Der Deal hat aber auch eine verbandspolitische Kehrseite. Die derzeit noch von Familien gehaltenen und geführten Franchise-Systeme wie Town & Country, Futterhaus, Isotec oder VOM FASS dominieren vorerst noch im Kreis der Mitglieder im Deutschen Franchise Verband (DFV). Doch der einst mittelständisch geprägte DFV verändert sich in sich rasant in seiner Mitglieder-Struktur. Die von internationalen Investmentfirmen gelenkten Köpfe holen auf und bestimmen die Marschrichtung mit Kai Enders an der Spitze Der amtierende DFV-Präsident ist Vorstand bei Engel & Völkers und verantwortlich für die DACH-Region, also Deutschland, Österreich und Schweiz. Über die zunehmenden Fischzüge der Finanzhaie fällt ein sybillinisches Urteil. Seiner Erfahrung nach sei „Private Equity weder per se gut oder schlecht“. Als der AF Eigenkapitalfonds 2018, betreut von der Afinum Management GmbH, mit einer Minderheitsbeteiligung einstieg, war der Ausstieg schon besiegelt. Die binnen drei Jahre erfolgreich umgesetzte globale Wachstumsstrategie spülte Engel & Völkers das für den Rückkauf der Geschäftsanteile nötige Kapital in die Kasse. Der sogenannte „Buyback“ war vorab fixiert – im aktuellen Fall ist davon keine Rede.

Überfällige Debatte im DFV

Auf einem anderen Blatt steht, wer eigentlich beim Verkauf eines Franchise-Systems die Millionen einstreicht. Denn schließlich wäre ohne die Kapitalkraft und der Schweiß der Franchisenehmer das Werk nie gelungen. Tatsache aber ist, dass bislang durchweg die Gründer die Millionen ihren Konten gutschrieben. Die Beispiele sind jetzt schon Legion angeführt von Ex-DFV-Schatzmeister Carsten Gerlach mit Joe´s Pizza Den Millionen-Gewinn aus dem geglückten Deal teilten sich Gerlach mit seinem Kompagnon Christian Niemax brüderlich: jeder die Hälfte – immerhin 34,5 Millionen Euro für jeden der zwei. Besser schnitten die BackWerk-Sanierer – das Duo Drs. Schneider / Limmer. Von den ehemaligen Roland-Berger-Consultants strich jeder rund 70 Millionen Euro ein. Bei all den Deals stehen die Franchisenehmer, die lokal mit eigenem Geld und auf eigenes Risiko die Franchise-Marke erst zum Strahlen gebracht haben, im Schatten. Achselzuckend vermerkt Wolf-Dieter Bathelt, Franchise-Partner von Joe`s Pizza und danach von BackWerk mit heute vier Shops in Nürnberg: „Werte schaffen immer nur die Franchisegeber.“ Eine Beteiligung der Franchisenehmer am Geldsegen im Franchise-Monopoly steht (noch) nicht zur Debatte im DFV.

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