Im Bochumer Flagship-Store von BackWerk sprach FRANCHISINGmag mit Gordon Faehnrich, Bereichsleiter Business Development, Marketing und Produkt und Dr. Patrick Bartsch, Franchise-Manager, welche Chancen sich Einsteiger bei dem vom Backdiscounter zum Backgastronomen gewandelten Franchise-System ausrechnen können.
Fm: Backwerk schlägt ein neues Kapitel in seiner Geschichte auf und ist nun Teil der Marken-Familie von Valora. Welche Vorteile knüpfen sich daran für das Franchise-System und die Franchisenehmer?
Gordon Faehnrich: Backwerk war nach dem Ausstieg der Gründer auf einer Reise und ist nun im „Heimathafen Valora“ gelandet. Das entspannt die Situation. Wir kennen nun die Valora-Mannschaft seit gut einem Jahr und können feststellen, dass Valora einen sehr behutsamen Weg bei der Integration von neuen Marken geht. Das bremst unsere Entwicklungsdynamik nicht aus, im Gegenteil: wir erhalten auch inhaltlich tolle Impulse, die uns wachsen lassen. Gemeinsam haben wir inzwischen die Strategie für die nächsten Geschäftsjahre neu justiert.
Fm: Und welche Vorteile genießen die Franchisenehmer?
GF: Da gibt es ganz handfeste Vorteile für die Franchisenehmer. So haben wir die Valora Eigenmarke „OK. –“ Energy Drinks in das Sortiment aufgenommen, ohne dass Entwicklungskosten, wie sie etwa für unsere Hausmarke „BackWerk Eistee“, anfielen und zu sehr attraktiven Einkaufskonditionen bezogen. Ebenso können wir jetzt Laugenbrezeln über die Konzernschwester Ditsch beziehen.
Dr. Patrick Bartsch: Die genannten Beispiele belegen, wie unsere Partner profitieren. Noch gewichtiger erscheint mir aber, dass potenzielle Partner, die zu uns kommen aber nicht die Voraussetzungen für ein BackWerk erfüllen, womöglich zu einer anderen Franchise aus der großen Konzept-Familie von Valora passen. So konnten wir einen ersten Partner an Ditsch vermitteln und demnächst werden wir im Hamburger Hauptbahnhof ein BackWerk mit integriertem Kiosk eröffnen. Insgesamt haben Interessenten, die zu uns kommen eine viel größere Auswahl an Gründungsideen, um sich selbständig zu machen.
Fm: Hat sich also das Franchisenehmer-Profil gewandelt?
PB: Das Profil für BackWerk blieb das gleiche, doch wer die Kriterien nicht ganz erfüllt, den können wir jetzt im Verbund weiterleiten, weil bei anderen Franchise-Offerten in der Markenfamilie von Valora beispielsweise die Eigenkapitalanforderungen nicht so hoch sind wie bei BackWerk.
Fm: Wie viel Erspartes sollte denn ein BackWerk-Interessent auf der hohen Kante haben?
PB: Das durchschnittliche Investment für ein Backwerk beträgt rund 350.000 Euro. Davon ist knapp die Hälfte von 170.000 Euro leasingfähig. Die größere zweite Hälfte muss durch Eigen- und Fremdmittel gestemmt werden. Dazu reichen zwischen 50.000 und 60.000 Euro Eigenkapital. Bei der Finanzierung kommen die prall gefüllten Fördertöpfe zum Tragen. BackWerk ist als Marke inzwischen so gut bekannt und beleumundet, dass wir bislang fast alle Existenzgründungen problemlos realisieren konnten.
Fm: Wir sitzen hier in Bochum auf der Kortumstraße 60 im ultimativen Backwerk, das Pilotobjekt der jüngsten Design-Generation. Wie bringen Sie dieses Ladenbaukonzept jetzt in die Fläche?
PB: Unsere Partner sind vertraglich eine Umbauverpflichtung eingegangen, wonach sie alle fünf Jahre das Ladenlokal nach dem aktuellen Stand des Marken-Designs umbauen müssen. Dabei achten wir aber auf die Machbarkeit. In jedem Einzelfall wird zuvor der Umbau unter dem Aspekt der Amortisation betriebswirtschaftlich geprüft, so dass sich diese sinnvollen Investitionen auch im Verlauf von zwei bis drei Jahren zurückzahlen.
GF: Mit dem taufrischen „Feel Good Design“ wollten wir das Kundenerlebnis auf die Spitze treiben und das ist uns offenbar gelungen. Die Resonanz der bestehenden Franchisepartner, die im Rahmen unserer Jahrestagung das Flagship hier in Bochum besuchten und einen Blick hinter die Kulissen werfen konnten, hat uns darin bestärkt.
Fm: Stand bei der Gestaltung einer sehr großzügigen Lounge auf der Balustrade etwa Starbucks Pate?
GF: BackWerk versteht sich als basisdemokratische Marke, was sich in unseren Verkaufspreisen widerspiegelt. Backwerk steht zumal in einer City-Lage Menschen aller Schichten offen, denen wir ein Top-Preis-Leistungs-Angebot machen wollen. Mit unserer radikalen Preispolitik beim Kaffee setzten wir ein deutliches Zeichen, da wir nicht nur die urbanen Pendler ansprechen und ihnen einen exklusiven Raum anbieten sondern alle Besucher – Handwerker, Studenten, Büroangestellte oder Rentner – sind bei uns willkommen.
Fm: Welche Qualitäten muss ein Partner mitbringen?
PB: Er muss Spaß an Food und ein Gespür für Gastronomie haben. Denn wir schieben längst nicht mehr 20.000 Brötchen pro Tag in den Ofen wie in der Discount-Periode zu Beginn von BackWerk. Heute liegt der Anteil von Backwaren unter sechs Prozent. Den Umsatzschwerpunkt setzen frisch zubereitete Snacks, das Kernsortiment der belegten Sandwiches und ultrafrische Produkte aus unserem Kühlbar-Sortiment.
Fm: Wie bereiten Sie Einsteiger auf die Praxis vor?
PB: Die für den Arbeitsprozess notwendigen Kniffe trainieren wir mit den neuen Partnern zunächst fünf Wochen in der BackWerk-Akademie und dann zwei Wochen vor Ort in einem Partner-Backwerk als Hospitant.
GF: Genau das trifft den Punkt: Der gastronomische Schürzentest ist prägend für unsere Marke. Denn statt SB-Back-off-Artikel verwenden wir möglich viele frische Produkte. So werden Gemüse und Obst für die Säfte hier an der Saftbar in Bochum erst in der BackWerk-Filiale geschnitten. Mit der zugenommenen Fertigungstiefe grenzen wir uns ganz bewusst von dem Lebensmittelhandel ab, der zunehmend fertige Convenience-Snacks im Sortiment führt. Das erfordert freilich auch die entsprechenden Kenntnisse.
Fm: Welche Schritte durchlaufen die Franchisenehmer im Trainings-Programm?
PB: Von der Produktschulung bis zu Handhabung der Managementtools, die nochmals mit einer Woche zu Buche schlägt, absolvieren Einsteiger in Summe eine achtwöchige Ausbildung bei uns. Im Anschluss helfen unsere Operations-Spezialisten beim Training- on- the-Job im eigenen BackWerk.
Fm. Der Wandel vom Back-Diskonter zum Back-Gastronomen vollzog BackWerk mit Bravour. Wann käme der nächste Konzeptwandel oder gar eine Markenspreizung durch die Aufnahme von Non-Food-Artikeln?
GF: Mit dem jetzigen Konzept ist die Marke BackWerk zukunftsfähig positioniert. Das erreichte Plateau gilt es nun zu optimieren, was die Produkte respektive das Sortiment anbelangt ebenso wie die Prozesse im Betriebsablauf, die dank Digitalisierung noch Potenziale versprechen.
Fm: Ist mit 350 Backwerken das Ende der Fahnenstange erreicht?
PB: Wir halten uns mit der Ankündigung von Expansionszielen zurück. Klar ist jedoch, wir expandieren mit Fokus auf vier Länder: Niederlande, Österreich, Schweiz und Deutschland. Hier wollen wir organisch weiterwachsen. Und seit dem Einstieg von Valora öffnen sich die Türen potenzieller Vermieter für die begehrten hoch frequentierten Standorte noch weiter. So ist Valora mit all seinen Franchise-Marken der größte Mieter bei der Deutschen Bahn. Und auch in der Schweiz, ein enger Vermieter-Markt, hat BackWerk jetzt gute Chancen beim Wettkampf um die beliebtesten Adressen.
FM: Wäre künftig Multi-Franchising beziehungsweise Investment-Franchising eine Option?
PB: Im Mittelpunkt unserer Expansion steht der klassische Existenzgründer, der im System wachsen möchte und es auch kann. Wir haben schon etliche Franchisenehmer, die mehrere Backwerke führen. Der Größte hat acht Backwerke. Und im Hamburger Hauptbahnhof eröffnet demnächst ein BackWerk-Partner, der zugleich einen Convenience-Kiosk betreibt. Das sind richtungsweisende Modelle. Analog dazu haben wir in der BackWerk-Akademie ein Multi-Unit-Managementtraining in unsere Ausbildung integriert, um unsere bestehenden Partner noch stärker zu machen.
Fm: Was können Sie neuen Interessenten versprechen?
PB: Mit BackWerk erhalten Einsteiger eine starke Marke, die sich ständig weiterentwickelt und Franchising partnerschaftlich auf Augenhöhe betreibt.
GF: Wir glauben fest, dass Franchise-Partner mit BackWerk auf ein zukunftsfähiges System setzen: Wir haben uns mit hoher Dynamik den Veränderungen im Markt gestellt, vor allem unser breites Sortiment ermöglicht uns, Food-Trends schnell umzusetzen. So haben die Franchise-Partner weiterhin attraktive Sortimente.