ETL: Alte Liebe rostet nicht

ETL-Chef Franz-Josef Wernze

Mit einer Franchise-Offensive im Gesundheitssektor rückt die Beratungsgesellschaft ETL in das Rampenlicht der wirtschaftaftspolitischen Diskussion und erhält prompt Applaus vom Deutschen Franchiseverband (DFV). Dabei ist Macher hinter dem Firmenkürzel nicht nur ein gemachter Mann, sondern ebenso ein ausgemachter Fußball-Fan. Als Steuerberater hat er Millionen verdient, als Fan Millionen investiert. Franz-Josef Wernze – ein Portrait.

„Um den Diskurs über Franchising im Gesundheitswesen anzustoßen, haben ETL ADVISION und der Deutsche Franchiseverband eine strategische Allianz geschmiedet. Ziel dieses Bündnisses ist es, die Vorteile des professionellen Franchisings für das Gesundheitswesen zu verdeutlichen, um sowohl Ärzte, Zahnärzte, Physiotherapeuten als auch die übrigen Leistungserbringer fit für die Zukunft zu machen und sie so nicht zuletzt in ihrer Freiberuflichkeit und Selbständigkeit zu stärken. Gerade für das Gesundheitswesen sehen wir große Chancen, die der Franchisegedanke und seine professionelle Umsetzung auch ganz praktisch aufwirft“, betont Marc Müller, Vorstand ETL AG Steuerberatungsgesellschaft. „Nicht zuletzt stärkt ein solches Netzwerk die Position der Ärztinnen und Ärzte und bietet allen Beteiligten eine deutlich verbesserte Wettbewerbsposition. Übrigens auch gegenüber Klinikketten, so dass ein Franchisesystem im Gesundheitswesen zur Stärkung der Freiberuflichkeit des Arztes führen wird.“

Mit diesem vollmundigen Pressetext kündigt ein Mogul aus der Beraterszene seinen Einstieg in die vielversprechende Gesundheitsbranche an: ETL. Und der Deutschen Franchiseverband (DFV) assistiert. „In einem starken Verbund zu agieren und gemeinsam die Vorteile und Synergien von Innovation zu nutzen, kann nur im Sinne aller Beteiligten sein. Das triff vor allem für das Gesundheitswesen zu. Eine nachhaltige, qualitativ hochwertige und kosteneffiziente Versorgung sollte daher dringend gefördert werden“, bewertet Torben Leif Brodersen, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Franchiseverbandes, das Bündnis. „Franchising hat sich seit vielen Jahren branchenübergreifend als nachhaltiges Unternehmensnetzwerk bewährt. Darüber aufzuklären, darin sehen wir die Hauptaufgabe unserer gemeinsamen Allianz.“

Auftakt mit den SHELL-istenETL-Steuerberatung

Eigentlich ein alter Hut. Schon1988 kündigte das damals frische Wirtschaftsmagazin Impulse an: „Franchising – Ein System erobert alle Branchen“. Später sprossen mit McDent und den Pflegediensten wie Home Instead bereits die ersten Franchise-Blüten im Gesundheitsmarkt und manche Apotheker-Kette versuchte es im Franchising. ETL entdeckte gleichfalls schon vor Dekaden das Controlling ganzer Händlerketten. Zunächst ging es aber um das Betreuungsnetz, was sich über den Tankstellenpächtern von Shell, vulgo „Shellisten“, stülpte. Dahinter stand und steht ein Mann, dessen regionale Bekanntheit sich immer noch auf die Kölner Bucht und die Fußballplätze in der vierten Liga reduziert: Franz-Josef Wernze (Jahrgang 1948). Der Mann ist einer der erfolgreichsten Steuerberater der Republik.

Als Vorstandsvorsitzender führt der Ex-Finanzbeamte die von ihm gegründete ETL AG (European Tax and Law) in Essen. Durch Zukäufe ist die Steuerberatungsgruppe auf fast 900 Kanzleien mit über 10.000 Mitarbeitern gewachsen – und liegt mit knapp einer Milliarde Euro Umsatz hinter internationale Kanzleien wie PwC, KPMG, EY und Deloitte auf Rang fünf der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften in Deutschland.

Der heute 72-jährige Wernze ist verheiratet, Vater von vier Kindern und arbeitet in Kölner Stadtteil Junkersdorf in Hörweite des ehemaligen Müngersdorfer Stadion. Als Mäzen förderte der Fußball-Fan den „Effzeh“ bis vor kurzem noch den Traditionsverein Viktoria Köln 1904, den er in den nächsten Jahren aus der 4. in die 2. Bundesliga zu führen gedachte, doch wegen Hass-Tirade a´ la Hopp besann er sich urplötzlich und zieht sich zurück: „Genug ist genug.“ Das Herz.

Start im Doppelpass

Was auch immer „Franz Josef“, wie ihn seine Freunde rufen, bislang anpackte, gelang. Zumindest geschäftlich. Anfang der 1970er Jahre schlossen sich Franz-Josef Wernze und Klaus F. K. Schmidt als Steuerberater in Köln zusammen. Schnell erkannten sie, dass sich der Beratungsbedarf der Mandanten nicht nur auf steuerliche Fragestellungen beschränkte. Es wurde die Vision eines ganzheitlichen Kanzleikonzepts geboren, das steuerliche, wirtschaftliche und rechtliche Beratung aus einer Hand ermöglichen sollte. Der Schöngeist Schmidt und der Macher Wernze trennten sich aber bald. Die Geschäftsidee in Reinkultur setzte Franz-Josef Wernze in der Folgezeit ohne Partner Schmidt um, der seinen Arbeits- und Lebensmittelpunkt für lange Zeit nach Dresden verlegte und seine Kunstsammlung kuratierte.

Ab Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ging der von Steuerbevollmächtigten zum Steuerberater avancierte Ex-Finanzbeamte auf Einkaufstour. Steuerberatern die aus Altergründen oder mangels Nachfolger verkaufen wollte, machte er ein Angebot das (fast) niemand ausschlug. Wie in der Branche üblich, würden hier vier bis fünf Jahresgewinne oder aber 120 Prozent eines Jahresumsatzes als Kaufpreis gezahlt. Das zahle sich aus, erklärt Wernze im Gespräch mit der WELT: „Bis 1990 hatten wir bereits 120 Büros und waren dabei, die 100-Millionen-Grenze beim Umsatz zu knacken – damals natürlich noch in D-Mark.”

Durchbruch nach dem Mauerfall

Der große geschäftliche Durchbruch gelang ihm mit dem Fall der Mauer in Berlin. Von 1989 bis 1998 leiste der West-Unternehmer Pionierarbeit und eröffnete in der von der Treuhand Anstalt abgewickelten Ex- „DDR“ rund 320 neue Steuer-Büros und bezog in der Mauerstraße von West-Berlin nebst Essen im Ruhrpott eine zweite Geschäftszentrale.

Während sich Ex-Partner Schmidt auf die steuerliche Beratung von Zahnärzten kaprizierte entwickelte Wernze seine Betreuungsmodule für ein breit gefächertes Mandaten-Spektrum – vom Arzt bis zum Zoofachhändler -, der seit dem Jahre 1995 unter der Marke „ETL“ geführt wird. Gruppenintern nimmt die ETL AG Steuerberatungsgesellschaft gemeinsam mit den Tochterunternehmen

  • Freund & Partner GmbH Steuerberatungsgesellschaft, Berlin,
  • RCU Vermögensverwaltung AG, Essen, und
  • eurodata AG, Saarbrücken,

zentrale Holdingaufgaben war. Dazu zählen strategische Grundsatzentscheidungen sowie das gruppenweite Finanz-, Beteiligungs- und Risikomanagement. Während die Steuerberatungsleistungen im Teilkonzern von der Freund & Partner GmbH Steuerberatungsgesellschaft zusammengefasst sind, werden branchenspezifische Softwarelösungen sowie Rechenzentrumskapazitäten unter der Leitung der eurodata AG in einem eigenständigen Teilkonzern angeboten.

Die Beine von Poldi

Begonnen hat der waschechte Rheinländer ganz bodenständig. Nach dem zweijährigen Besuch der höheren Handelsschule schlug Wernze eine Beamtenlaufbahn in der Finanzverwaltung in Siegburg und dann in Köln ein. Doch richtig zufrieden war Wernze dort offenbar nicht. “Ich wollte mehr“, seinen goldenen Worten folgten versilberte Taten. Der Firmengründer ist heute Vorstand der ETL-Gruppe, deren Dach-AG zu etwa 90 Prozent in seinem Besitz ist, den Rest hält ein Gönner aus den Anfangstagen. Sein Vermögen wird auf ein Viertel Milliarde Euro taxiert. Der umtriebige Geschäftsmann pendelt weiterhin zwischen seinen Chefbüros in Essen und Berlin aus. Privat bevorzugt er jedoch die Domstadt. „Ich war auch all die Jahre in Essen immer Kölner”, betont der in Waldbröl im Bergischen Geborene. Zum Auftanken fliegt er für ein paar Tage nach Sylt oder Portugal zum Golfspielen.

Doch sein Herz schlägt für den Sport. Der Chef des Steuerberater-Imperiums ETL unterstützt im Fußball neben Viktoria auch Lok Leipzig sowie Lechia Danzig. Zudem ist Wernze als Sponsor des Eishockeyclubs Kölner Haie aktiv. Seine große Liebe ist und bleibt jedoch der 1. FC Köln. Gemeinsam dem Fußballweltmeister Wolfgang Overath, der seinerzeit Präsident des Clubs war, fädelte er die Rückholaktion des Kult-Spielers Lukas Podolski von Bayern München zum „Effzeh“ ein, und beteiligte sich mit einer Million Euro an dem Deal. An den nächsten „Poldi“- Wechseln nach London, Mailand, Istanbul und Kobe (Japan) partizipierte der Fußballnarr gleichfalls. Das Sportliche ging dabei Hand in Hand mit dem Geschäftlichen – längst gibt es ein ETL Betreuungsmodul für Profisportler.

Im Interview mit einem Fan-Magazin beteuerte der ETL-Gründer jüngst noch: „Mein Lieblingsklub ist der 1. FC Köln“. – Immer noch? – „Nach wie vor, wird es auch bleiben. Weil der FC eine wechselvolle Geschichte hatte, von Aufstiegen, Meisterschaften und alten Zeiten träumt. Deswegen ist der 1. FC Köln unverrückbar die Nummer eins in Köln. Und auch in meinem Herzen.“

Meilensteine der ETL

1971Franz-Josef Wernze gründet die EKW-Treuhand GmbH und legt damit den Grundstein für die ETL-Gruppe
1977Gründung der SUB-Gruppe
1990Expansion in die neuen Bundesländer mit heute 320 Büros und Aufbau der Freund & Partner-Gruppe
1992Eingliederung des IT-Dienstleisters eurodata
1995Gründung der ETL Akademie, weitere Expansion unter der Dachmarke ETL
2005Zusammenführung der SUB-Gruppe und der Freund-&-Partner-Gruppe
2008Gründung der ETL-Stiftung Kinderträume
2011Umfirmierung der Holding in ETL AG Steuerberatungsgesellschaft. Gründung der ETL AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
2014Gründung der felix1.de AG Steuerberatungsgesellschaft
2015Gründung ETL Global, Erweiterung des globalen Netzwerks
2020ETL betreut über 200.000 Mandanten

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