Finanzen für den Chefsessel

So finanzieren Sie Ihren Traum vom eigenen Chefsessel

Der Erfolg einer Existenzgründung hängt nicht allein von der Qualität des Franchisesystems ab, sondern auch von der richtigen Finanzierung, denn Finanzierungsprobleme sind die häufigsten Gründe warum Franchisegründungen nicht zustande kommen.
Was kann bzw. was sollte der angehende Existenzgründer tun, um Fehler im Vorfeld der Franchisegründung zu vermeiden?
Vertrauen ist die wichtigste Voraussetzung im Kreditgeschäft. Die wenigsten Gründungsvorhaben lassen sich allein mit dem vorhandenen Eigenkapital finanzieren. Die überwiegende Zahl der Existenzgründer und -Gründerinnen benötigt für den Aufbau des eigenen Unternehmens Darlehensmittel eines Kreditinstitutes – sog. Fremdkapital.

Deshalb ist es wichtig, die Bank mit folgenden Unterlagen zu versorgen:

  • Businessplan
  • Finanzplan
  • Selbstauskunft
  • Eigenkapitalnachweis (Kontoauszug)
  • Gehaltsnachweise
  • Einkommensteuererklärungen
  • Lebenslauf
  • Nachweise Vermögen (Haus, Lebensversicherung etc.)
  • Nachweise Kredite (Darlehensverträge etc.)

Neben dem Businessplan ist der Finanzplan die fundamentale Arbeitsaufgabe, die jeder Existenzgründer lösen muss. Viele Gründer sind sich nicht im Klaren, wie viel Geld Sie wirklich benötigen, um die ersten kritischen Jahre zu überstehen.

Jeder Gründer sollte sich folgende Fragen stellen:

Was kostet mich das Vorhaben?
Wie will ich das finanzieren?
Welche Bank nehme ich bzw. könnte die richtige für mich sein?
Gibt es Zuschüsse oder ähnliches?

Gibt es geförderte Kredite?

Anders als bei einer Privatperson, wird man als Franchisenehmer bzw. Gründer nicht mehr alle Investitionen bar bezahlen können oder bereits im Vorhinein das Geld für die nötige Anschaffung zur Verfügung haben. Die Gründe dafür sind oft zu wenig Eigenkapital bzw. ein sehr hohes Investitionsvolumen. Deshalb benötigen die meisten Gründer Fremdkapital!

Bei der Erstellung eines Finanzplans sollten in jedem Fall folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • Investitionskosten (einmalige Anschaffungskosten: Büromöbel, Umbau, Lizenz, etc.)
  • Betriebsmittel (laufende Kosten: Personalkosten, Miete, etc.)
  • Gründungskosten (Unternehmensberater, Steuerberater, Notar, Eintragungen, etc.)
  • Zukünftiger Kapitaldienst (Zins und Tilgung)
  • Private Kosten (Lebenshaltungskosten)

Oft wird die Höhe der Investitionskosten unterschätzt. Deshalb sollte ein Sicherheitspuffer von 5 bis10 Prozent für Unvorhersehbares mit eingeplant werden.
Betriebsmittel sollten für 6 bis 12 Monate finanziert werden. Nur durch eine vernünftige Kapitalbedarfsplanung kann die Liquidität gesichert werden, um das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden.

Wenn man seine Gründungsidee, gerade im Bereich Franchising realisieren will, sollte man seinen Finanzbedarf in der Regel über eine Finanzierung bei einer deutschen Geschäftsbank oder Sparkasse darstellen.
In diesem Zusammenhang ergeben sich folgende Fragen:

– Wie viel Geld brauche ich für die Finanzierung abzgl. des eingesetzten Eigenkapitals?

-Habe ich Sicherheiten um den Kredit abzusichern?

– Gibt es geeignete öffentliche Förderprogramme bzw. Fördermittel und weitere Finanzierungsmöglichkeiten?

Eigenkapital und Sicherheiten

Existenzgründer bzw. Franchisenehmer verfügen häufig nicht über ausreichende Eigenmittel oder Sicherheiten, zudem verhalten sich die Hausbanken auch zurückhaltend bei der Kreditbewilligung gerade im Bereich der Existenzgründung. Öffentliche Fördermittel stellen in dieser Situation eine attraktive Alternative dar. Bund und Länder bieten kleinen und mittelständischen Unternehmen, Freiberuflern sowie Existenzgründern aller Wirtschaftszweige zinssubventionierte Darlehen, Zuschüsse, öffentliche Bürgschaften und Haftungsfreistellungen an. Hiermit können die Gründer Investitionen, allgemeinen Liquiditätsbedarf sowie spezielle Vorhaben – z.B. auch Franchiselizenzen, das Marketing, Auslandsengagements oder Umweltschutzmaßnahmen – finanzieren.

Liquidität stärken und Risiken vermindern

So bietet der Bund Existenzgründern und Unternehmen jeden Alters zur Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln verschiedene Kreditprogramme der KfW Bankengruppe an. Auf den Bedarf von Existenzgründungen zugeschnitten sind die Programme ERP-Gründerkredit – StartGeld und das ERP- Kapital für Gründung. Daneben gewähren viele Bundesländer, im Rahmen der Gründungs- und Wachstumsfinanzierung, verschiedene Investitions- und Betriebsmittelkredite an. Alle diese Förderdarlehen sind ausgestattet mit umfangreichen Haftungsfreistellungen zur Risikoentlastung (bis zu 80%) der Hausbanken. Moderate Zinssätze und lange Laufzeiten mit tilgungsfreien Anlaufjahren schonen zudem die Liquidität.

Wie hoch sind die Zinsen?

Seit einigen Jahren hat die KfW Bankengruppe und die regionalen Förderbanken für einige der Förderkredite ein risikogerechtes Zinssystem eingeführt. Die Zinsen werden somit individuell für den Gründer oder Unternehmer berechnet. Als Maßgabe für die Banken wird in der Regel die Ausfallwahrscheinlichkeit des Kredites bei der Berechnung berücksichtigt. Bei der Festlegung berücksichtigt sie die wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens (Bonität), die Branche sowie die gestellten Sicherheiten (Werthaltigkeit der Besicherung).

Dabei gilt der Grundsatz: je besser die wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens bzw. Gründers sind und je werthaltiger die gestellten Sicherheiten, desto niedriger kann der Zinssatz sein.

Bankgespräch

Neben den formalen Voraussetzungen wie Businessplan etc. ist es immens wichtig das Bankgespräch gut vorzubereiten.

Nicht gut vorbereitete Bankgespräche gefährden viele Existenzgründungen in Deutschland. Existenzgründer aber auch Unternehmer müssen als seriöse und sichere Geschäftspartner auftreten. Nur so sind Banken davon zu überzeugen, dass aus den Früchten der Geschäftsidee auch der Kredit bedient werden kann. Ein Bankgespräch lässt sich mit einer Bewerbung vergleichen. Ein verpatztes Gespräch kann das gesamte Vorhaben zunichtemachen. Eine gute Vorbereitung des Bankgesprächs ist also eine Pflichtaufgabe.

Damit Sie die Bank für Ihr Vorhaben gewinnen können, müssen Sie Ihren Ansprechpartner von der Gewinnmöglichkeit Ihres Investitionsvorhabens überzeugen. Schildern Sie, warum der geplante Kapitalbedarf notwendig ist. Begründen Sie, welches Umsatz- und Gewinnpotenzial die Investition schafft und wie Sie sich von der Konkurrenz abheben.

Viele Gründer verhalten sich im Bankgespräch wie unsichere Bittsteller. Treten Sie selbstsicher und freundlich auf. Wenn Sie nicht zeigen, dass Sie hundertprozentig hinter dem geplanten Vorhaben stehen, werden Sie die Bank nicht überzeugen. Je mehr Informationen Sie dabei über das geplante Vorhaben geben, desto besser sind Ihre Chancen. Machen Sie dem Bankberater klar, dass Sie ihn auch künftig gut informieren werden und an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit interessiert sind.

Ebenso sollten Sie auf eventuelle Probleme (z.B. Branche) antworten können. Hier zeigen Sie Kompetenz, indem Sie direkt darauf eingehen und dem Bankberater Lösungsansätze liefern können.

Es spricht nichts dagegen, dass Sie einen Berater mitnehmen. Doch das Gespräch führen müssen hauptsächlich Sie. Die vom Berater und Ihnen erstellte Planung sollten Sie selbst erklären können. Ihr Gesprächspartner in der Bank würde Ihnen kaum abnehmen, dass Sie Ihre Planungen umsetzen werden, wenn Sie diese nicht einmal erklären können.

Zusammengefasst sind aus meiner Sicht folgende Punkte beim Gespräch wichtig:

    • Gute Vorbereitung
    • Positives Auftreten
    • Kompromissbereit
    • Zahlenfest
    • Nicht fordernd
    • Beweggründe der Selbständigkeit erläutern
    • Businessplan erläutern
    • Nicht zu oft vom Thema abweichen
    • Nicht als erstes über Zinsen verhandeln
    • Interesse zeigen, an der Bank

Was können Gründe einer Absage seitens der Bank sein (Beispiele)?

  • Person des Gründers (kfm. oder fachliche Defizite)
  • Projekt gefällt der Bank nicht
  • Bonität des Gründers (Schufaeintrag etc.)
  • Gründer hat im Bankgespräch nicht überzeugt
  • Franchisesystem gefällt der Bank nicht (Branche)
  • Businessplan unvollständig und unplausibel

Zu guter Letzt noch ein Tipp wie man Zuschüsse für den Lebensunterhalt in der Gründungsphase erhalten könnte!

In meiner langjährigen Erfahrung als Berater treffe ich immer noch auf Gründer die arbeitslos sind und nicht wissen, dass es Fördermöglichkeiten seitens der Arbeitsagentur für die Existenzgründung gibt. Deshalb gehe ich kurz auf das Förderinstrument Gründungszuschuss ein.

Als das wesentliche Instrument zur Förderung der Existenzgründung aus der Arbeitslosigkeit ist der Gründungszuschuss eine beliebte Quelle. Vielen Existenzgründern hilft er beim Start in die Selbstständigkeit. Mittlerweile sind es jedoch immer weniger Gründer, die mit dem Gründungszuschuss die Chance erhalten, sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig zu machen.

Deshalb ist es ganz wichtig, dass die Gründer in persönlichen Gesprächen mit der Arbeitsagentur versuchen, ihnen zu vermitteln, dass das geplante Vorhaben sinnvoll ist, Arbeitsplätze schafft und Investitionen getätigt werden. In der Regel lohnt sich das, weil man im ersten Schritt 6 Monate sein letztes Arbeitslosengeld 1 plus 300 € zusätzlich erhält. Damit schafft man sich, gerade in der Anfangsphase Liquiditätsfreiräume.

Genaue Informationen über Laufzeit und Voraussetzungen erhalten Sie auf der Homepage der Arbeitsagenturen.

Man sieht, dass es nicht so einfach ist, mal eben eine Finanzierung auf die Beine zu stellen. Deshalb ist es wichtig sich von vornherein Gedanken zu machen und sich zu informieren. Auch kann man sich externe Hilfe durch Berater holen. Berater die qualifiziert sind, werden in der Regel auch vom Land bezuschusst, was bedeutet das die Gründer nicht alleine auf den Beratungskosten sitzen bleiben!

In kaum einem anderen Land der Welt werden bzw. können Existenzgründer so umfassend beraten, informiert und begleitet werden wie in Deutschland. Das gilt auch und ganz besonders für die Finanzplanung der Existenzgründung. Wer sich gut informiert kann seine Existenzgründung mit Selbstvertrauen angehen.

Der Autor

Herr Stephan Neuschulten ist Geschäftsführer der Neuschulten Unternehmensberatung GmbH mit Sitz in Wuppertal. Seit über 18 Jahren ist Herr Neuschulten als Berater mit den Schwerpunkten der Existenzgründung im Bereich Franchising vertraut.

Stephan Neuschulten ist ein Berater, der fest in der unternehmerischen Praxis verwurzelt ist:

  • Er war Geschäftsführer und Mitgründer eines noch heute erfolgreichen mittelständischen Dienstleistungsunternehmens in Wuppertal.
  • Neben seiner Beratungsfirma betreibt er als Unternehmer mehrere Standorte eines Fitnessstudios.
  • Sein international ausgerichtetes betriebswirtschaftliches Studium hat er berufsbegleitend zu einer leitenden Position in einem mittelständischen Chemikaliengroßhandel absolviert.

Deshalb kennt Stephan Neuschulten zahlreiche unternehmerische Herausforderungen aus eigener Erfahrung. Darauf können Gründer und Unternehmer als seine Mandanten vertrauen.

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