DFV: Neben der Spur!

Neue Gesichter beim DFV-Vorstand

Die Bilanz der Top-Personalie „Geschäftsführer“ unter sieben DFV-Präsidenten fällt zwiespältig aus. Der Fall Brodersen war kein Einzelfall. Sein abrupter Abgang wegen privater Taxirechnungen ist nur der kleinste Anlass in der um Peinlichkeiten nicht armen DFV-Historie. Den Präsidenten Udo Floto (EISMANN) und Utho Creusen (OBI) war mit ihrer Personalwahl ebenso wenig Fortune vergönnt, wie nach durchaus erfolgreichen DFV-Jahren in Zusammenarbeit mit Dieter Fröhlich (MUSIKSCHULE Fröhlich) nach der „Causa Opherk“, seinem Nachfolger Kai Enders (ENGEL & VÖLKERS). Unter der Ägide der Top-Manager von OBI, EISMANN und ENGEL & VÖLKERS stolperten die jeweiligen DFV-Geschäftsführer über die Finanzen und gingen oder mussten gehen.

Das Bild der Geschäftsführer unter den ersten drei DFV-Präsidenten wechselt zwischen Licht und ein wenig Schatten. Oskar D. Biffar (BIFFAR-Türen) agierte mit seinem soliden Geschäftsführer namens Peter-Alexander Sondermann und dank einer in seiner Amtszeit gut besuchten Franchise-Messe ohne Spektakulum. Der von Dr. Walter Skaupy und einem guten Dutzend erfahrener Franchise-Unternehmer 1978 in München gegründete DFV fand in Erich Kaub seinen ersten Geschäftsführer, der dem Verband Struktur und dem Franchising Impulse gab. Den DFV nutzte Kaub als Sprungbrett für eine exzellente Karriere. Nach seiner Promotion über Franchising reüssierte der Volkswirt als begehrter Berater in der Gastronomie. Ein Glücksfall, weiß man heute. Im Präsidenten-Büro jobbte damals auch Hans Lang. Der quirlige Assistent von Dr. Skaupy hegte Ambitionen. Unter Skaupy´s Nachfolger Manfred Maus, Mitgründer der OBI-Baumärkte, avancierte der ehrgeizige Mitarbeiter prompt zum DFV-Geschäftsführer.

Drohung mit Anzeigen-Boykott

Der nachmalige Manager bei Yellow-Strom in Köln nutze seine Machtposition weidlich und überzog mitunter in Worten und mehr noch in Taten. In Erinnerung blieben etwa seine Auftritte bei Gründer-Veranstaltungen der IHKs nach durchzechter Nacht unrasiert und fahrig im Vortag zum Thema Franchising. Im Umgang mit Kommunikationsprofis ließ sich Lang von seinen Emotionen lenken und pflegte seine Präferenzen. Mit Karsten Mühlhaus, Gründer einer anfangs auf Franchising spezialisierten Kölner PR-Agentur, traf er sich vorzugsweise im „Edelweiss“ — eine Kölner Insider-Spelunke. Mitunter reiste das herzige Duo zum Angeln nach Irland – aus Dank für eine Empfehlung? Doch Lang konnte auch anders und (vergeblich) versuchen, den Druck eines Buches über Franchising im Mosaik-Verlag von BERTELSMANN zu stoppen. Gegen den Buchautor und dessen journalistische Mitarbeit fuhr Lang ebenso beim Handelsblatt-Verlag in Düsseldorf das ganz große Geschütz ins Feld. Ziel seiner Attacke: ein Berufsverbot für den Franchise-Publizisten, anderenfalls drohte Lang mit einem Anzeigen-Boykott der Franchise-Wirtschaft dem Handelsblatt.

Wer soweit über das Ziel hinaus schießt, bedient zwar sein Ego, aber dient mit Sicherheit nicht dem Franchising. Hans Lang schlug selbst nach dem Aus als Geschäftsführer mit seinen amourösen Abenteuern noch DFV-Kapriolen. Die Mitgliederbetreuung nahm er weiterhin allzu wörtlich. Der jungen Witwe von Foto-Profi Lippka stand er so nebst ihren beiden Söhnen nicht nur bei der Verleihung des Franchise-Preises 1995 zur Seite. Übrigens sein Nachfolger auf der Bettkante war der Mallorca-Barde Costa Cordalis (Hit „Anita“), mit dem Kornelia Lippka nach der Lang-Liaison für Furore sorgte. Ein Blick zurück auf die Lang-Ära zeigt, was so neben der Spur lief. Als Botschafter des Franchisings waren und sind solche Typen eine Fehlbesetzung. Doch wer schert sich drum? Im Juni 2007 moderierte Lang für das damals noch nicht vom DFV ganz vereinnahmte Deutsche Franchise Institut in Nürnberg einen Zukunftstag. Thema: Franchising.

Schallmauer 1.000 Franchise-Systeme

Womöglich sind die publik gewordenen DFV-Skandale nur die Spitze des gern zitierten Eisberges. Denn die mäßige Performance und das periodisch durch Querschläger wie zum Beispiel Servicemaster, Burger King oder Subway von Imagedellen gebeutelte Franchising in Deutschland wird durch die Personalquerelen noch zusätzlich gebremst. An die magische Marke von vorgeblich 1.000 Franchise-Systemen kommt der DFV einfach nicht ran. Zu Beginn seiner ersten Amtsperiode 2016 sagte Kai Enders, wo der Schuh drückt: „Die Mitgliederzahl des DFV stagniert. Mit 280 Mitgliedern sind rund 20 Prozent der Franchise-Unternehmen in Deutschland aktuell im DFV organisiert. Das ist zu wenig für einen Verband, der die Franchise-Wirtschaft vertreten will.“ Inzwischen kamen rund 100 neue Mitglieder dazu.

Recht hat der Präsident freilich immer noch und kann nun mit Jan Schmelzle mal wieder die Ärmel aufkrempeln, um das abermals angekratzte Image des DFV zu richten. Der erhoffte Franchise- Boom kommt dann von ganz allein, vorausgesetzt die Verbandskultur lässt es zu. An den Hausaufgaben für den DFV-Geschäftsführer hat sich kein Jota geändert, dies weiß auch Brodersens Erbe und zählt auf:Besonderes Augenmerk für die kommenden drei Jahre wird darauf liegen, die Stärke und Resilienz des Geschäftsmodells Franchise konsequent zu kommunizieren, die Verbandscommunity weiter auszubauen und die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Franchisings zielgerichtet zu vermitteln.“

Weitere Beiträge

Nach oben scrollen