Die aktuellen Krisen-Szenarien mit immer neuen Hiobsbotschaften eint nur eine Binse – unter dem Shutdown der Wirtschaft leiden nahezu alle Branchen bis auf die unter extremsten Bedingungen um die Gesundheit der Mitbürger ringenden Ärzte, Pfleger und Apotheker. Gewinner ist auch der Lebensmittelhandel, der das fundamentale Bedürfnis Essen & Trinken sicherstellen kann. Ein gezielter Blick auf die Auswirkungen auf die Franchise-Wirtschaft.
Ein Ende des Dilemmas geht nur mit einem ersten Etappensieg gegen das Virus einher. Als Mitglied im zwölfköpfigen Expertenrat “Corona” von NRW-Ministerpräsident Laschet erlebe Stephan Grünewald von der Werbeagentur Rheingold aus Köln gerade, „wie aus virologischer, wirtschaftlicher, psychologischer, soziologischer, sozialer, ethischer und staatsrechtlicher Perspektive gemeinsam Kriterien und Maßstäbe entwickelt werden: Sowohl im Hinblick auf die erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, als auch zu einer möglichen Öffnung des sozialen und öffentlichen Lebens.“ Sein Fazit: „Eine kurzfristige Rückkehr zur Normalität, wie wir sie kannten, wird es nicht geben. Aber wir werden uns auf eine neue, eine „wachsame Normalität“ zubewegen.“ Dazu werden derzeit laut Grünewald „Konzepte für sinnvolle Maßnahmen jenseits der jetzigen kollektiven Restriktionen entwickelt. Eine solche flexible und risikoadaptierte Strategie verbindet eine Lockerung der derzeitigen Beschränkungen mit einem weiterhin wirksamen Gesundheitsschutz. In absehbarer Zeit wird es daher spezifische Regelungen für Branchen, Regionen oder bestimmte Zielgruppen geben“, Bis dahin herrscht Quarantäne. Die Dauer diktiert das Virus.
Hoffnung auf Hopp
Alle Welt blickt deshalb auf Dietmar Hopp, der sein mit SAP verdientes Milliarden-Vermögen nutzte und in die Tübinger Bioteck-Firma CureVac investierte, die fieberhaft an einen Impfstoff contra Corona forscht. Der in den Fußballstadien geschmähte Mäzen des Clubs TSG 1899 Hoffenheim verwandelte sich über Nacht in den Heilsbringer der Nation. Allein der geniale Unternehmer steht nur für die die weltweit fieberhaft um eine Medizin gegen das grassierende Virus zu finden. Szenen wie aus einer Dystopie wie sie Hollywood einst im Fall von Ebola beschwor, bestimmen die Bilderwelt und schüren die Ängste. Derweil hält Kanzlerin Angela Merkel, mit stoischen Blick auf die Realitäten den Überblick und macht gleich der Queen statt der Briten den Deutschen Mut.
Der Kampf hat aber erst begonnen und wird sich nicht über Monate, sondern womöglich über Jahren hinziehen. Optimismus verbreitet derweil Bill Gates. Wenn der Lockdown die erhoffte Wirkung zeigt und der Impfstoff bald gefunden wäre und zum Einsatz käme könnte nach seiner Einschätzung, der ebenso wie Dietmar Hopp CureVan finanziert Seiner Einschätzung nach könnte es in 18 Monaten aber geschafft sein. Der österreichische Franchiseverband hat seine alljährliche Gala voller Optimismus zunächst in den September verschoben. Der Deutsche Franchise Verband (DFV) wagt noch keine neue Terminierung seiner für Mai geplanten Jahrestagung. Ob kurz oder lang, es bleibt bei einer bitteren Erkenntnis: Nichts wird mehr sein wie zuvor. Die lang- wie mühsame Rückkehr zu einer neuen Normalität dürfte geprägt sein von der Vereinzelung in der Gesellschaft und strengen Regeln beim Aufeinandertreffen: Hygiene first. Die sicher vollziehenden radikalen Veränderungen der Rahmenbedingungen im öffentlichen Raum sind auf Sicht bindend. Gastronomie und Tourismus stehen vor einer Gezeitenwende und schrumpfen. Die Insolvenzen von Vapiano – obwohl hausgemacht ohne Corona-Effekt- aber auch die von Maredo sind erst der Anfang vom Ende.
Die in vollen Zügen genossenen Vorteile einer globalisierten Welt sind ökonomisch betrachtet erst einmal dahin. Die Bossen in den reihum wackelnden Konzernen von Tourismus bis Autoproduktion werden ihre Destinationen ebenso zusammenstreichen wie die internationalen Zulieferketten. Vor Ort ist Triumph. In der demnächst neu sich sortierenden Wirtschaft gelten andere Prioritäten als in der Globalisierungsphase: die Verfügbarkeit der Ware schlägt den Preis. Und am Ende der neu strukturierten Arbeitsteilung werden die Verbrauchen sich wiederum auf ein höheres Preisniveau einstellen müssen. Dabei sinkt aller Rettungsschirme der Bundesregierung zum Trotz die Kaufkraft dahin wie Eis im Schnee.
Ende der Vollbeschäftigung
Die arbeitsmarktpolitisch rasch greifenden Instrumente wie Kurzarbeit sind freilich keine Dauerlösung bei einer von 5 auf nunmehr 15 bis 20 Prozent hochschnellenden Arbeitslosenquote. Jetzt stehen alle nicht systemrelevante Jobs zur Disposition. In den Franchise-Zentralen wie überall wird nun und knallhart hinterfragt, welcher Mitarbeiter für die Funktion des Betriebes beziehungsweise Systems noch bei geringeren Taktzahlen in der Fertigung der Expansion unentbehrlich ist. Nur im Gesundheitsmarkt – von den Apotheken bis zur Arztpraxis – sind die Jobs noch sicher, sie allein bleiben vom drohenden Shake-out verschont.
Einziger Lichtblick dabei ist, dass vielfach Frührentner gefragt werden, ob sie im Gesundheitsmarkt aber auch in Bereich Ausbildung nochmals in die Radspeichen greifen mögen. Im Crachkurs wird reihum das notwendige Fachwissen vermittelt für die mit hoher Dynamik jetzt umgesetzten Digitalisierung. Die aus der Not und zum individuellen Schutz quasi über Nacht eingerichteten Home-Offices werden ihren „Betrieb“ sicherlich nicht sofort wiedereinstellen. Ganz im Gegenteil: die Vielzahl der Bürojobs wird dauerhaft n Heimarbeit erledigt. Meetings finden online per Video-Chat statt und Fachmessen weichen Webinaren in denen für exklusive Kreise – etwa die Einkäufer eines Produzenten- über Novitäten wie Konditionen informiert werden. Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Telekom AG, hat schon verkündet, künftig auf Geschäftsreisen zugunsten von Skype-Schaltungen zu verzichten. Sein Beispiel dürfte auf allen Hierarchie-Stufen Schule machen.
Mit voller Wucht traf der aus Angst erwachsene Attentismus der Konsumenten bereits Lufthansa. Die Fluglinie fliegt derzeit mit der Frequenz des Flugplanes aus dem Jahr 1955. Im Windschafen der nationalen Fluglinie hatten die selbständigen Betreiber der Lufthansa City Center bislang ein bestes Auskommen. Die Erfolgsgeschichte von Lufthansa City Center (LCC) begann im Jahr 1991 in Dresden. Seither erobert die Marke in Rekordzeit den Globus. Inzwischen zählt LCC mit rund 650 Reisebüros auf Franchise-Basis in 90 Ländern international und mit einem Gruppenumsatz von über 6 Milliarden Euro, davon werden ein Drittel in Deutschland mit rund 1,5 Millionen Reisenden erzielt. Chef von Lufthansa City Center ist seit Januar 2020 Markus Orth. Der Diplom-Kaufmann war von 2002 bis 2016 bei der L’TUR Tourismus AG in Baden-Baden tätig, davon acht Jahre als CEO und Vorstandsvorsitzender.
Nun sind seine Qualitäten als Krisen-Manager gefragt – doch nicht nur der Branchenprimus steht auf dem Spiel, sondern die Branche komplett. Von Airlines über Kreuzfahrtanbieter bis zu Hotels und Reisebüros bremst die gesamte Touristik-Branche das Virus. Darunter befinden sich neben LCC eine Vielzahl an Franchise-Systemen: TUI Reisecenter, First Reisebüro, First Business Travel und Hapag-Lloyd Reisebüro TVG Touristik: Sonnenklar.TV Reisebüro, FTI Ferienwelt, 5 vor Flug, Flugbörse, DER, Reiseland GmbH & Co. KG.
Existenz in Gefahr
Am härtesten erwischt es jedoch die Gastronomie. „Restaurants, Cafés, ganze Gastronomieketten erwischt die Krise mit voller Wucht“, sagt Tillmann Peeters, Geschäftsführer der Düsseldorfer Sanierungsberatung Falkensteg. Vorneweg Burgerista, BurgerMe, KFC, Kochlöffel, Mundfein, Coffee-Fellow, Coffeshop, Nordsee, McDonalds, BurgerKing, oder Paulaner. „So schnell können die Unternehmen gar nicht gegensteuern, wie ihr Geschäft wegbricht“, befürchtet Peeters. Würden Nothilfefonds und andere Entlastungsmaßnahmen nicht „schnellstmöglich greifen“, sei die „Existenz tausender Betriebe akut bedroht“, warnt auch Guido Zöllick, Präsident des Branchenverbandes Dehoga. Umsatzeinbußen müssen auch die Betreiber der gastronomischen Betriebe unter der Fahne der Tank & Rast- Gruppe mit ihren Raststätten entlang der Bundesautobahnen hinnehmen, denn die Mobilität ist beschränkt und das Verkehrsaufkommen sinkt. Burger King, McDonalds, Nordsee oder Coffee Fellows zählen dazu.