Das Comeback der BackWerk-Sanierer

Gastro-Franchise Hans im Glück

Hirschbergers Erben – das Comeback der BackWerk-Sanierer

Neue Gesellschafter der HANS IM GLÜCK Franchise GmbH sind mit 90 Prozent sind Dr. Dirk Schneider und Dr. Hans-Christian Limmer. Minderheitsgesellschafter bleibt die Beteiligungsgesellschaft GAB, die 10 Prozent hält. Die Geschäftsführer der HANS IM GLÜCK Franchise GmbH, Johannes Bühler und Jens Hallbauer bleiben an Bord. Über den Kaufpreis sowie die jeweiligen Anteilsverhältnisse wurde Stillschweigen vereinbart. In der Branche ist von 27 Millionen Euro die Rede. “Hans im Glück“ zählt aktuell 81 Filialen, 26 davon werden vom Unternehmen selbst betrieben, weitere 55 von Franchisenehmern. Mit voraussichtlich 15 Neueröffnungen wird HANS IM GLÜCK auch 2020 weiterwachsen. Weitere Standorte sind unter anderem in Basel, Trier und Halle geplant. “Hans im Glück” ist die größte Kette im sogenannten Betterburger-Markt, gefolgt von “Peter Pane” mit 35 Restaurants vor allem im nördlichen Deutschland. Der Rest sind viele kleinere, regionale Ketten wie Burgerista – und zahlreiche Local Heros.

Der Gründer Thomas Hirschberger hat das Rezept zu erfolgreichen Start-ups in der Gastronomie. Mit der Tex-Mex-Restaurantkette Sausalitos wie mit der Edel-Burger-Kette HANS IM GLÜCK lieferte er den Beweis. Mit beiden von ihm ersonnenen und von Null an im Franchising rasch multiplizierten Unternehmen machte er jedoch vorzeitig Kasse. Sausalitos übernahm der finnische Investor EQT und bei HANS IM GlÜCK stieg zum Ende der zweiten KW 2020, das seit Studententagen engverbandelten Duo der Drs. Dirk Schneider (Jahrgang 1966) und Hans-Christian Limmer (Jahrgang 1964) ein. Die neuen Besitzer kennen sich bereits seit ihrem Wirtschafts-Studium an der Hochschule Vallendar, an der sie später auch promovierten. Beim Auslandsstudium in den USA – dem Mutterland des modernen Franchisings – kreuzten sich erneut ihre Wege. Ihre gemeinsame berufliche Karriere starteten sie dann bei der Unternehmensberatung Roland Berger. In weit über 1.000 Einzelhandels-Beratungsprojekten übertrugen sie ihr gesammeltes Fachwissen in praktische Erfolgsrezepte. Auf dem Weg durch nahezu alle Handelsketten sahen sich die heutigen BackWerk-Chefs dabei stets nach einer zündenden Geschäftsidee für ihre eigene Selbständigkeit um – bis sie schließlich auf BackWerk stießen. Der weltweit erste Back-Discounter hatte 2001 auf der Nord-Straße in Düsseldorf eröffnetet und wurde dank des Brötchenpreises von 12 Cent und der Selbstbedienung zum nationalen Medienereignis.

Beide kauften das Startup BackWerk einige Zeit nach der Millenniums-Wende für kleines Geld dem Bäckermeister Robert Kirmeier ab, saniert es, leiteten später die von Konkurrent Backfactory vorgemachte, überfällige Trendwende vom Bäckerei-Diskonter zum Backgastronomen ein und reichten schließlich 2014 für kolportierte 100 Millionen Euro ebenfalls wie Thomas Hirschberger seinen Erstling an den Finanzinvestor EQT weiter.

Schneider/Limmer Hans im Glück
Backwerk-Macher Schneider/Limmer

Von 100 auf 190 Millionen Euro

Während sich die ehemaligen BackWerk-Chefs nach dem lukrativen Deal ein unternehmerisches Sabbatical gönnten und ihren Hobbies frönten – Opernbesuche vorzugsweise Dr. Schneider und an Oldtimern schrauben Dr. Limmer – hübschte EQT die Franchise-Kette unter der Regie von Karl Brauckmann auf und reichte sie drei Jahre später für 190 Millionen Euro an das Schweizer Franchise-Multi Valora weiter. Für Valora bedeutete der Kauf neues Wachstumspotenzial und ein weiteres Format vor allem im deutschen Out-of-Home-Markt. Seither kommt Valora mit den schon bestehenden Formaten Ditsch, ServiceStore DB, Press & Books, Cigo, K Kiosk, Avec und U-Store in Deutschland auf mehr als 1.500 Verkaufsstellen meist in stark besuchten Lagen. Durch die Backwerk-Standorte in der Schweiz, in Slowenien, den Niederlanden und in Österreich, wo Valora bereits mit Brezelkönig International und Press & Books aktiv ist, förderte der Kauf zudem die Internationalisierung von Valora. Kurz um eine Win-Win-Situation für Käufer wie Verkäufer in dem sich immer schneller drehenden Finanz-Karussell im Franchising.

Hasta la Vista

Thomas Hirschberger hat die Tex-Mex-Kette Sausalitos großgemacht und mit der Burger-Kette Hans im Glück die Gastro-Sensation der letzten Jahre geschafft. Insbesondere das starke Wachstum auf mittlerweile 81 HANS IM GLÜCK Burgergrill Restaurants in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Singapur hat die BackWerk- Gründer Dr. Dirk Schneider und Dr. Hans-Christian Limmer vom Potenzial der Marke überzeugt. Auch die Beteiligungsgesellschaft GAB, die sich bereits im Sommer 2018 mit 10 Prozent an der HANS IM GLÜCK Franchise GmbH beteiligte, bleibt als erfahrener Partner weiterhin investiert. Die Unternehmer haben sich in einer GbR als Mutter der HANS IM GLÜCK Unternehmensgruppe zusammengeschlossen, zu der die HANS IM GLÜCK Franchise GmbH und die HANS IM GLÜCK Gastro GmbH gehören.

Im Clinch mit Peter Pane

Eigentlich legte sich Thomas Hirschberger Messlatte sehr hoch: alleine in Deutschland 300 bis 500 Hans-im-Glück-Filialen gab er beim Start als Ziel aus, doch nun sollen ihn finanzielle Probleme zu einem frühzeitigen Verkauf zwingen, der am Ende wohl kaum noch Gewinn abwerfen dürfte. Das berichtet das Düsseldorfer Handelsblatt und beruft sich auf interne Papiere. Hinzu kamen Querelen. Mit einem Rechtsstreit, der letztlich mit einem Vergleich endete, versuchte Hirschberger seine konzeptionellen Epigonen „Peter Pane“ in die Knie zu zwingen. Hinter „Peter Pane“ steht der norddeutsche Unternehmer Patrick Junge, Spross einer Lübecker Bäckerdynastie mit 170 Läden. Junge war ursprünglich Franchisenehmer von „Hans im Glück“, bis das Münchner Unternehmen den Vertrag 2015 kündigte.

Im selben Jahr verklagte eine Designerin Hans im Glück auf eine Entschädigung, weil das von ihr entwickelte „Baumkonzept“ für die erste Filiale auch für die weiteren Standorte genutzt wurde. Das Gericht wies die Klage ab, da das Unternehmen das Design ausreichend verändert habe. Das als nächsthöhere Instanz angerufene Oberlandesgericht mochte dieser Rechtsauffassung nicht folgen und stellte eine Urheberrechtsverletzung fest. Die Klägerin habe voraussichtlich das Recht, darauf zu bestehen, dass alle anderen Filialen ummöbliert werden müssten. Zusätzlich wurde ein Vergleich in sechsstelliger Höhe angeregt. Nachdem das Unternehmen zuerst 70.000 Euro angeboten hatte und im Gegenzug die Klägerin 160.000 Euro gefordert hatte, konnte eine Einigung bei 120.000 Euro erzielt werden, mit der das erdachte Konzept auch für alle künftig zu eröffnenden Filialen genutzt werden darf.

Start in Ingolstadt

1994 legte das Ehepaar Hirschberger mit seinem ersten Restaurant in Ingolstadt den Grundstein der vielfach prämierten Gastronomie-Kette Sausalitos. Es waren die Jahre, als sogenanntes Texmex plötzlich boomte. Aber: “In München war der Markt mit Mexikanern schon belegt”, sagt Hirschberger. “Da war Ingolstadt ganz gut, um unsere Idee mal auszuprobieren.” Thomas Hirschberger hatte in München Koch gelernt, war danach in der Karibik, Afrika und den USA unterwegs. Gunilla Hirschberger war in Göteborg groß geworden, studierte dort Betriebswirtschaft, ging anschließend nach New York und arbeitete hinterher auf einem Kreuzfahrtschiff. Dort lernte sich das Paar Ende der 80er-Jahre kennen, heiratete und ging nach München, Hirschbergers Heimatstadt. Seitdem funktioniert Sausalitos.

Erfolg aber kann nur haben, wer nicht stillsteht. Deshalb griffen Thomas und Gunilla Hirschberger immer wieder neue Trends aus der internationalen Erlebnisgastronomie mit auf. “Wir haben mal auf einer Stockholm-Reise gesehen, dass in trendigen Restaurants die ganze Woche über DJs aufgelegt haben”, erinnern sich die beiden. “Seitdem sind an den starken Tagen auch bei uns unter der Woche DJs da.” Das soll die Zielgruppe zwischen 18 und 39 Jahren ansprechen – und dabei helfen, dass sich die “Marktführerposition in der deutschen Freizeitgastronomie” weiter verfestigt.

Damit passte das Konzept in das Beuteschema des Finanzinvestors EQT, der die Kette aber nur unter einer Bedingung übernahm, dass Gundula Kirchberger über zwei Jahre lang noch im operativen Geschäft an der Nahtstelle zwischen der Franchise-Zentrale in München und den Restaurants draußen im Lande tätig sei. Im Fall der Übernahme von BackWerk handelten die Investoren gleichfalls so und banden über längere Zeit Frau Kirmeier an sich, die in der Frühphase jede neue Geschäftseröffnung penibel vorbereitete und betreute. Ihr viel zu früh kurz nach dem Verkauf verstorbener Ehemann Robert Kirmeier erlebte somit nicht wie bei BackWerk das Märchen der Gebrüder Grimm vom Hans im Glück im richtigen Leben konträr verlief.

Derweil hält auch Thomas Hirschberger an seinem Konzept fest, wenn auch deutlich reduziert. In einer eigenen Gesellschaft führt der Trendsetter unter den Gastronomen weiterhin vier Burgergrills in Singapur und fünf in München. „Die Gründer werden weiterhin größter Franchise-Partner bleiben und im In- und Ausland einige Hans-im-Glück-Restaurants betreiben“, betont Hirschbergers Sprecher. Auf ein neues Gastro-Konzept vom Meisterkoch dürften die Gäste nicht allzu lange warten. In München verwöhnt Hirschberger die Gaumen bereits mit arabischer Kost.

INFO

HANS IM GLÜCK Franchise GmbH in Zahlen

2010 von Thomas Hirschberger in München gegründet, befindet sich die Marke mit aktuell 81 Burgergrills weiterhin auf Wachstumskurs. 2019 war für die HANS IM GLÜCK Franchise GmbH ein Rekordjahr. Mit über € 147 Mio. Außenumsatz im Vergleich zu € 120 Mio. im Jahr 2018 konnte das Franchise-Unternehmen mit 24% das stärkste Umsatzwachstum seit seiner Gründung verzeichnen. Auch bei der Anzahl der Eröffnungen war 2019 mit 15 neuen Burgergrill Restaurants ein Erfolgsjahr (2018: 14 Eröffnungen, 2017: 8 Eröffnungen).

Für sein erfolgreiches Franchisesystem wurde HANS IM GLÜCK Burgergrill bereits mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet. Neben dem renommierten Hamburger Foodservice-Preis für überragende, zukunftsweisende, konzeptionelle und unternehmerische Leistungen sowie dem „Leader of the Year“ Award in der Kategorie „Gastronom des Jahres“ freut sich das Unternehmen auch über die Auszeichnungen „Marke des Jahres“ in der Gastronomie und „Service Champion“ in der Branchensparte Burger-Restaurants – jeweils in den Jahren 2017, 2018 und 2019

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HANS IM GLÜCK Burgergrill ist vertreten in den Städten Augsburg, Berlin, Bochum, Bonn (3), Dresden, Düsseldorf, Essen, Hagen, Hamburg (2), Heidelberg, Heilbronn, Ingolstadt, Karlsruhe, Koblenz, Köln (3), Landshut, Leipzig, Mainz, München (14), Münster, Nürnberg, Paderborn, Pforzheim, Recklinghausen, Regensburg, Rosenheim, Starnberg, Stuttgart (5), Wiesbaden, Wuppertal sowie Kufstein (Österreich), Bern (Schweiz) und Singapur (4). Weitere Eröffnungen in ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Singapur sind in Planung. Franchisepartner, die mit Leidenschaft Gastgeber sind und den Gästen ein außergewöhnliches Erlebnis bieten wollen, sind willkommen, Teil der glücklichen Expansion zu werden.

So glücklich wie ich, gibt es keinen Menschen unter der Sonne!“ Diese Worte spricht Hans, nachdem er auf seinem Weg Schritt für Schritt Wertvolles gegen scheinbar Wertloses eingetauscht hat. Für ihn ist Glück mehr als Besitz, für ihn zählt der Moment. Diese Leichtigkeit des Seins zu genießen, ist die Philosophie der HANS IM GLÜCK Burgergrills.

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