Wer ist Unternehmer Hans-Christian Limmer?

Verschwörer Dr. Hans-Christian Limmer

„Einst gründete Hans-Christian Limmer die Kette Backwerk, später investierte er in die Systemgastronomie Hans im Glück und Pottsalat“. So taktet das Magazin CAPITAL vom 11. O1.2024 seine Enthüllungsstory rund um das Treffen von rechtsextremen Teilnehmern in der Villa Adlon auf. Doch erkenne den Fehler: Der unternehmerische Genius von backWERK, wie sich der Brot-Diskonter noch bei seinem Start im Februar 2001 auf der Nordstraße in Düsseldorf schrieb, hieß Robert W. Kirmaier, der damals 35 Jahre Branchenerfahrung vorzuweisen hatte. Mit 24 Jahren übernahm er den elterlichen Backbetrieb in München. Später baute er erfolgreich für Lebensmittelketten wie Toom und Kaufland Backshops auf. Zuletzt war er bei Deutschlands größter Handelskette Metro für die Backshops der Real-Märkte mit einem Umsatz von einer Viertelmilliarde Mark verantwortlich. Als gut bezahlter Top-Manager der Metro-Gruppe juckte es ihm gleichwohl in den Händen, ein eigenes Konzept aufzuziehen. Das Ergebnis: backWERK.

Tatkräftige Unterstützung erhielt er dabei von seiner Frau Marion Kirmaier. Die gelernte Exportkauffrau verfügt ebenfalls über viel Branchenerfahrung. Fünf Jahre arbeitete sie als Filialbetreuerin von Bäckereien. Weitere drei Jahre betreute sie die Back-Shops des Petrolriesen BP. Mit den dort gesammelten Erfahrungen war sie maßgeblich an der Entwicklung des backWERKs beteiligt.

Ob die von den Bäcker-Handwerkern monierte Qualität bei backWERK dennoch stimmt wie der Preis, bezeugte beispielsweise der Produkt-Test der Rheinischen Post im März 2001. Das Blatt nahmen alle Brötchen-Anbieter in Düsseldorf unter die Lupe und kürte backWERK zum Sieger. Nach den Anfangserfolgen geriet der Bäckerschreck trotz oder wegen des rasch wachsenden Franchise-Netzes in wirtschaftlich unsicheres Fahrwasser. Damals kamen dann die beiden EX-Roland-Berger Consultants Dr. Schneider und Dr. Limmer an Bord und übernahmen erst das Ruder und schließlich das komplette Unternehmen inklusive der Franchisenehmer. Der Rest ist die oft berichtete Geschichte vom geschickten Finanz-Manövern mit dem schwedischen Industrie-Tycoon und Milliardärs-Dynastie Wallenberg, die unter anderem mit dem Zündwaren-Monopol zu Reichtum kamen- und danach mit VALORA aus der Schweiz.

Ab da stimmt dann auch wieder die CAPITAL-Story

Erhellend sind hinfort die Erkenntnisse der CAPITAL-Recherche, die den Eindruck eines Wiederholungstäters bei Dr. Limmer verstärken, gab es nicht schon zu Backwerk-Zeiten Gerüchte um die fatale Nähe zu Neo-Nazis, damals seines Vaters, wie FRANCHISING Network berichtete!?

O-Ton CAPITAL: „Es ist nicht das erste Mal, dass Limmer Kontakte ins rechte Lager nachgesagt werden. Schon 2007 sollen sich Rechtsradikale auf einem Hof in Südtirol getroffen haben, der unter anderem Hans-Christian Limmer gehört haben soll. Außerdem soll Limmer 2005 kurzzeitig Miteigentümer der Immobilie gewesen sein, in der sich der geschichtsrevisionistische Verein „Gedächtnisstätte“ Borna befand. Bei der Eröffnungsveranstaltung sollen nicht nur Limmers Eltern vor Ort gewesen sein, sondern auch die mehrfach verurteile Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck, die den Verein 1992 gründete. Das legen jedenfalls Bilder nahe, die die sächsische Linke-Landesabgeordnete Kerstin Köditz auf X, vormals Twitter, postete.“ 

Beteiligung an Immobilie für rechtsextremistischen Verein

Gegenüber CAPITAL erklärte Dr. Limmer es sei alles anders gelaufen. Er habe 2007 keine Anteile an einem Hof in Südtirol gehalten, schreibt er Capital. Ein entsprechendes Dokument der Quästur Bozen kenne er nicht. An der Immobilie in Borna habe er sich im März 2005 mit seinen Eltern zu je einem Drittel beteiligt, „da der Kaufpreis mit insgesamt 99.000 Euro sehr günstig war und erheblich unter dem Wert der Immobilie lag“. Eingestiegen sei er auch, weil der Aufwand gering schien. Sein Vater wollte sich um die Renovierung kümmern, er um den Aufbau von „Backwerk“. Unter mehreren Mietern hätte der Vater auch den als gemeinnützig anerkannten Verein „Gedächtnisstätte e.V.“ vorgesehen. Er wird mittlerweile vom sächsischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft und beobachtet, damals allerdings noch nicht. „Auch wegen der Gemeinnützigkeit hatte ich keinen Grund, an der Seriosität des Vereins zu zweifeln“, schreibt Limmer lediglich. Von Seiten der Stadt sei ihm signalisiert worden, wie glücklich man sei, einen Investor für die Immobilie gefunden zu haben.

Im aktuellen Fall, dem ominösen Treffen in Potsdam, gibt sich Dr. Limmer arglos und betont gegenüber CAPITAL: „Ich hatte bei der Organisation und Planung keine Rolle.“ Auf Nachfrage wird immer noch konkreter. „Ich hatte zunächst einige Einladungen des Veranstalters unterschrieben, ohne mich vorher ausreichend mit den dort genannten Vortragenden zu beschäftigen. Nachdem ich dies nachgeholt hatte, habe ich keine weiteren Einladungen unterschrieben und mich komplett aus der Planung und Durchführung zurückgezogen“, teilt er mit. „Ich war auch nicht bei der Veranstaltung und habe mehrfach betont, dass ich über einige dort offenbar erhobene Forderungen zutiefst bestürzt bin. Das betrifft insbesondere die Forderung nach Remigration deutscher Staatsbürger.“

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