Der Hidden-Franchise-Champion AmRest geht auf Europatour: Franchise Hero Henry McGovern eilt mit der zum Konzern gereiften Start-up Firma von Erfolg zu Erfolg, zunächst in den ehemaligen Ostblock-Staaten und schließlich nun auch im Westen. Neben KFC, Pizza Hut, Burger King oder Starbucks sollen unter der Marke Pizza Hut in den kommenden Jahren allein hierzulande 200 neue Franchise-Restaurants eröffnet werden.
Vom Studienabbrecher zum Gastronomiestar in Europa, das charakterisiert die Erfolgsstory von Henry McGovern, die mit dem Fall der Mauer in Berlin einstmals begann. Die von ihm in Polen gegründete AmRest Holdings SE gilt als größter Restaurantbetreiber in Mittel- und Osteuropa mit einer wachsenden internationalen Präsenz. Seit 1993 baut das in Breslau und Berlin sitzende Unternehmen ein Portfolio von bekannten Brands im weltweit boomenden Fastfood-Business auf. Dazu zählen durchweg Topmarken wie KFC, Pizza Hut, Burger King oder Starbucks. Aktuell sollen unter der Marke Pizza Hut in den kommenden Jahren 200 neue Franchise-Restaurants allein hierzulande eröffnet werden. Der Startschuss zu dieser herausfordernden Franchise-Rallye fiel jüngst auf der Franchisemesse in Frankfurt. Franchisegeber Pizza Hut mit Hauptsitz in Wichita, US-Staat Kansas, ist eine auf Pizza spezialisierte Franchise-Schnellrestaurantkette, die vielerorts auch Lieferservice anbietet. Pizza Hut gehört nebst anderen Marken wie Kentucky Fried Chicken (KFC) zum Unternehmen Yum! Brands und ist mit rund 13.000 Restaurants in 130 Ländern vertreten.
Per Master-Franchising an die Spitze
AmRest wiederum ist Franchise-Partner von Yum! Brands Inc. für die Marken KFC und Pizza Hut. Mit der Burger King Europe GmbH besteht gleichfalls ein Multi-Franchisenehmer-Vertrag. Die Starbucks-Restaurants in Polen, Tschechien und Ungarn werden von dem Joint-Venture-Unternehmen AmRest Coffee eröffnet, das über die exklusiven Rechte und Lizenzen zur Entwicklung und Verwaltung von Starbucks-Cafés verfügt. Die von Marinopoulos Coffee SEE B. V. erworbenen Starbucks-Filialen in Rumänien und Bulgarien werden von der Gesellschaft gleichfalls auf Franchisebasis betrieben.
Neben der Expansion als Masterfranchisenehmer setzt der Hidden Franchise-Champion aber auch auf selbst entwickelte Konzepte: etwa La Tagliatella . Das Italo-Konzept ist eine erste AmRest-Eigenmarke, die im April 2011 in das Portfolio aufgenommen wurde. Die Restaurants von La Tagliatella werden sowohl in Eigenregie wie von Franchise-Partnern geführt. Im Jahr 2012 übernahm AmRest zudem in China zwei Franchise-Food-Ketten namens Blue Frog und Kabb.
Hinter dem rasant wachsenden Unternehmen steht der Visionär Henry McGovern. Als in Berlin die Mauer zerbröselte und US-Präsident Ronald Reagan zur US-Nation sprach, saß auch der junge Henry McGovern gebannt von dem historischen Moment am Fernseher. „ Reagan war eine sehr wichtige Figur in meinem Leben, und da war er und sprach über die Tatsache, dass wir eines der bedeutendsten Ereignisse in der Weltgeschichte erlebt haben“, erinnert sich der Gründer und CEO von AmRest Holdings. Der damals 23-jährige angehende Immobilienunternehmer – und Studienabbrecher, der vor dem letzten Semester eines Medizin- und Philosophieabschlusses an der Georgetown University ausgestiegen war – hatte 250. 000 US-Dollar auf der hohen Kante und Lust auf ein Abenteuer, was nur Twens wagen. Mit dem nächstbesten Jet flog der Amerikaner über den großen Teich und langte mit Zwischenstop in Berlin letztlich in Breslau. Am dortigen Markt – „Rynek No 48“ sollte das Märchen von AmRest beginnen.
Pizza Hut schmeckt auch den Polen gut
Im Mai 1993 ziehen Henry McGovern mit seinem dazu gestoßenen Kumpel Don Kendall jr. nach Polen mit der Idee, Teil der Wirtschaftsgeschichte zu sein, die in Osteuropa nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion neu geschrieben wird. Am 2. Juli gewinnen sie die Auktion zum Kauf einer der Gründerzeitenhäuser im Herzen von Breslau – heute Wrolaw. Das sollte die Geburtsstunde der heute größten unabhängigen Gastronomie-Kette in Central- und Osteuropa sein. Am 9. November 1993 eröffnet Pizza Hut am „Rynek“ von Breslau im Mai des folgenden Jahres startet bereits Restaurant Nummer zwei in Stettin. Einem Urknall gleich folgt der Premiere eine bis heute ungebremste Expansion. Das inzwischen börsennotierte Unternehmen betreibt derzeit in 13 Ländern mehr als 1. 100 Restaurants, die auf Franchise- und Joint Venture-Partnerschaften basieren. AmRest ist seit dem 27. April 2005 an der Warschauer Börse notiert.
Der Visionär gründet im Quartett
Unter dem Firmendach von American Retail Systems (ARS) fanden vier Gründer im Mai 1993 zusammen: Donald M. Kendall, Donald M. Kendall jr. , Christian R. Eisenbeiss und Henry J. McGovern, deren genialer Franchise-Pakt ein Breslauer Cartoonist gekonnt für die Ewigkeit festhielt (siehe Grafik). Mit den Franchiserechten für Pizza-Hut- und Kentucky-Fried-Chicken-Restaurants (KFC) in Westpolen ausgestattet beginnt das Quartett. In Tschechien kommen 1998 die von Yum! Brands betriebenen KFC- und Pizza-Hut-Gastronomiebetriebe hinzu. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mündet zwei Jahre später in einer neuen Firma. Die AmRest Holdings SE wurde im Jahr 2000 als ein Joint Venture von American Retail Systems und Yum! Brands gegründet. Gestärkt durch den Kapitalschub des Geschäftspartners 2001 übernahm die Holding die International Fast Food Polska Sp. z o.o. (IFFP), die 23 polnische Burger-King-Restaurants betrieb. Im Anschluss der Übernahme wurden 17 Restaurants in Kentucky Fried Chicken umgewandelt und sechs geschlossen. Die verbliebenen Franchise-Unternehmen von KFC und Pizza Hut in Polen und Tschechien wurden 2005 von Yum! Brands übernommen. So wandelte sich AmRest zum alleinigen Partner der beiden Systemgastronomiekonzepte in diesen beiden Ländern.
Auf dem Weg in die Spitzengruppe in der europäischen Gastronomieszene musste das Quartett freilich auch Rückschläge verkraften, allerdings abseits des Kerngeschäftes. Der Einstieg in den IT-Markt mit einem Xerox Business Center floppte.
Als Glück im Unglück erweist sich jedoch, dass Franchisegeber PepsiCo just zu diesem Zeitpunkt gerade Polen zum strategisch wichtigen Markt in der Welt erklärt und das Management auf eine rasche Expansion von KFC & Pizza Hut drängt. Bei der Suche nach einem passenden Masterfranchisenehmer fiel die Wahl prompt auf AmRest. Seither eilt die zum Konzern gereifte Start-up Firma von Erfolg zu Erfolg, zunächst in den ehemaligen Ostblock-Staaten und schließlich auch im Westen.
Vom Osten in den Westen
Gleich mit einem Paukenschlag schreibt der bis dahin lediglich Insidern bekannte Gastro-Konzern seine Erfolgsgeschichte im Westen fort. Im Jahr 2016 übernimmt AmRest das Starbucks-Geschäft in Deutschland. 144 Starbucks-Coffeeshops wechseln den Besitzer und das Portfolio des Newcomers aus Polen überschreitet die magische Schwelle von 1000 Restaurants. Dann folgt erneut ein Zukauf im Osten. Im Jahr darauf wurde AmRest Mehrheitsaktionär des Restaurants Partner Polska Sp. z o. o. – dem Betreiber von PizzaPortal. pl -, erwarb 77 KFC-Restaurants – davon 15 in Deutschland, 22 in Russland, 37 in Frankreich, 3 in Spanien. Dazu kam das Pizza Hut Delivery Geschäft in Frankreich mit 123 Restaurants und mit 69 Restaurants in Deutschland. Außerdem wurden drei neue Ländermärkte erschlossen – Portugal, Österreich und Slowenien – und die ersten Blue Frog Restaurants aus China ebenfalls in Europa eröffnet – zunächst in Spanien und Polen.
Den selbst reichen Studenten, wie Henry McGovern mit seiner Viertelmillion Dollar beim Start, irgendwann drohende finanzielle Engpass, meisterte das in den Aufbaujahren immer gewiefter gewordene Gründer-Quartett mit Bravour. Denn ihre Erfolgsstory weckte schon bald die Fantasie potenzieller Anleger. Am 27. April 2005 fand der erhoffte Börsengang (IPO) von AmRest an der Warschauer Wertpapierbörse statt. Zu den Aktionären der ersten Stunde zählte auch die Investmentfirma Finaccess Grupo aus Mexiko, die in Europa mit der Schweizer Großbank Credit Swiss kooperiert. Vor zwei Jahren sicherte sich der Kapitalgeber schließlich die Majorität und zwar in zwei Schritten. Zunächst erhöhte Finaccess seine Beteiligung an AmRest Holdings SE Beteiligung über ihre Tochtergesellschaft Finaccess Captial Lux, die bis Mitte Juli 2016 ein Übernahmeangebot für Aktien der AmRest Holdings SE unterbreitet hatte, mit dem Ziel, ihre Beteiligung auf über 31,7 Prozent zu erhöhen. Nach dem benötigten Plazet der Kartellbehörden in Polen und Russland wurde das Übernahmeangebot am 16. September 2016 erfolgreich abgeschlossen. Infolgedessen wurden 6,4 Millionen Aktien erworben und Finaccess Capital erhöhte so über seine Tochtergesellschaften seinen Anteil an der Gesamtzahl der AmRest-Aktien auf mehr als 50 Prozent. Damit war das Ziel erreicht: Der Investor aus Mexiko ist seither der Hauptaktionär und hat damit die Kontrolle über das dynamisch wachsende Franchise-Unternehmen.
Deutschland im Blick: 200 neue Pizza Hut Restaurants
Auf der diesjährigen Franchise-Messe in Frankfurt kündigte AmRest erneut im Westen den nächsten großen Coup an: Geplant ist die Eröffnung von 200 neuen Pizza Hut-Restaurants in Deutschland. Seit August 2017 besitzt AmRest die dazu erforderliche Masterlizenz von Pizza Hut für den deutschen Markt. Damit schließt sich der Kreis. Denn das Franchise- Märchen von Henry McGovern und seinen drei Kompagnons begann einst in Breslau mit dem ersten Pizza Hut Restaurant in Polen. Doch das letzte Kapitel in der Firmengeschichte dürfte damit noch längst nicht geschrieben sein.
Info
Henry McGovern investiert als Privatmann in Curtice Brothers Ketchup
Henry McGovern ist ein wacher Geist – in der Branche war klar, dass der pfiffige Gründer der Amrest-Gruppe (2500 Restaurants, 40.000 Angestellte) nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen im März sich nicht auf sein Weingut zurückziehen wird. Nun kommt er mit ersten Aktivitäten und investiert in Ketchup.
Mit Curtice Brothers reanimierte der Ex-Vapiano-Vorstand Mario C. Bauer vor drei Jahren eine traditionelle Ketchup-Marke. Sie gilt als Premium-Alternative mit Manufaktur-Anspruch und soll neue Maßstäbe in der Gastronomie setzen. Im März dieses Jahres verabschiedete sich der Gründer Henry McGovern als CEO der Amrest Group. Für einen Verkaufswert von 309,7 Mio. Euro wechselte sein Aktienpaket den Eigentümer. Mit dem Verkauf ihrer 10,67-Prozent-Beteiligung stieg McGoverns Gosha Holding damals komplett aus dem Konzern aus, während FCapital Dutch B.V. auf einen Anteil von 67,05 Prozent aufstockte. Die niederländische Boutique Investment Bank baute damit ihre Position als Hauptaktionärin aus.
„Ich bin wirklich enthusiastisch und freue mich, ein ‚Bruder‘ des Curtice Teams zu werden“, sagt McGovern, der als Privatmann in das Unternehmen investiert und keinerlei operativen Part übernehmen wird.
Er fungiert nun als Berater der Geschäftsführung – über die Höhe der Investition ist Stillschweigen vereinbart worden. Allerdings handelt es sich dem Vernehmen nach um einen „signifikanten“ Betrag und McGovern ist damit zum größten Investor von Curtice Brothers aufgestiegen. „Die Qualität und der Geschmack dieses Produktes haben micht überzeugt“, sagt er über seine Beweggründe. Einst gegründet von den Brüdern Simeon und Edgar Curtice ist der Ketchup 100 Prozent organisch und hat je 50 Prozent weniger Zucker und Salz als üblicher Ketchup.
Curtice Brother CEO und Gründer Bauer freut sich über das Engagement: „Henrys Erfahrung und seine Epertise in allen Bereichen der Gastronomie-Expansion werden uns helfen, Curtice Brothers in der Zukunft wachsen zu lassen.“