Vapiano: Franchising auf Sparflamme

Vapiano-Franchise

Die Kult-Kette für schnelle Italo-Kost enttäuscht im zweiten Jahr mit wachsenden Fehlbeträgen in der Bilanz. Die Ebbe hat einen Grund. Statt mit Franchisenehmern wächst VAPIANO mittlerweile vorzugsweise mit Eigenbetrieben. Die Rückkehr in die Gewinnzone kündigt Geschäftsführer Jochen Halfmann jetzt für 2020 an.

Im Jahr 2002 lief in Hamburg der Prototyp des McDonald`s unter den italienischen Restaurants vom Stapel. Mark Korzelius eröffnete in der Hansestadt das erste, vom italienischen Stardesigner Matteo Thun gestylte, VAPIANO. 15 Jahre später und nach etlichen Inhaber, Strategie- und Managementwechseln zählt die Kette 205 Restaurants in 33 Ländern auf allen fünf Kontinenten und wies zuletzt einen Umsatz von 325 Millionen Euro aus. Der Wachstumskurs wird weiterhin strikt verfolgt. „Unser Ziel sind 330 Restaurants bis zum Jahr 2020“, bestätigte der Geschäftsführer Jochen Halfmann gegenüber der Rheinischen Post (RP) am vergangenen Wochenende.

Doch im Unterschied zur Expansions-Blaupause McDonalds limitiert Vapiano den Anteil an Franchise-Betrieben auf derzeit 40 Prozent. Die Mehrzahl der Trend-Lokale wird in eigener Regie oder gemeinsam mit einem regionalen Partner betrieben. Diesen Strategiewechsel vollzog Vapiano bereits 2014 und eröffnet abseits der Metropolen bevorzugt eigene Restaurants. Allein in diesem Jahr sind noch 38 Eröffnungen rund um den Globus geplant.

Die Reduktion des Franchisings hat indessen einen hohen Preis. Denn der Filialausbau kommt teuer – pro Standort nicht unter zwei Millionen Euro. Das notwendige Kapital für den finanziellen Kraftakt holte sich Vapiano im letzten Jahr an der Frankfurter Börse. Der finanziell aufwändige Börsengang wie die teure Filialisierung ließen das Vorzeige-Unternehmen tief in die roten Zahlen gleiten. Obendrein fand noch ein Umzug der 120 Mitarbeiter in der Zentrale von Bonn, wo Vapiano nach wie vor ein Restaurant in der „Baracke“, der ehemaligen SPD-Parteizentrale betreibt, nach Köln in den Rheinau-Hafen statt. Unter dem Strich allesamt kostspielige Entscheidungen. Den Fehlbetrag allein im letzten Jahr beziffert Halfmann mit rund 30 Millionen Euro.

Doch Vapiano SE, nunmehr seit zehn Jahren in der Rechtsform einer europäischen Aktiengesellschaft organisiert, ist selbst für die raue See gut gewappnet. Denn die Investoren denken allesamt nicht kurz – sondern langfristig. Und da stimmen Trend wie Kurs offenbar. „Weltweit wächst der Markt für italienische Küche um neun Prozent, bei Burgern sind es dagegen nur drei Prozent. Diesen Trend nutzen wir“, erklärt Halfmann im Gespräch mit der Kölner Rundschau und verriet: „Die Franzosen sind bereit, mehr für gutes Essen zu bezahlen, hier können wir höhere Preise durchsetzen. In Frankreich gibt der Kunde im Schnitt 16,80 Euro bei einem Vapiano-Besuch aus. In Deutschland, wo Essen traditionell preisgünstig sein muss, sind es 10,60 Euro. In Österreich muss es ähnlich günstig sein.“

Mit Blick auf den globalen Trend hin zur schnellen Italo-Kost zögerte die hanseatische Milliardär und Ex-Tchibo-Boss Theo Herz nicht sich mit seiner Vermögensverwaltung Mayfair einen 44-Prozent- Geschäftsanteil zu sichern. Auch der Sanders-Clan, Erben des Haarkosmetikunternehmens Wella, brachte Kapital ein. Die Verzinsung macht aktuell zwar eine Pause. Das wird sich aber bis zum Jahr 2020 geändert haben. Dann soll Vapiano wieder schwarze Zahlen schreiben, falls nicht kann ja wieder im Franchising Vollgas gegeben werden. Mal sehen, was passiert.

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