Quo vadis DFV? Teil III

DFV_Präsident-Kai-Enders

Geringe Quote an Top-Systemen!

Mit der Wahl von Kai Enders (Jg. 1966), der mit einem respektablen Ergebnis von 84 Prozent zum neuen Präsidenten des Deutsche Franchiseverbands (DFV) im Mai 2016 in Berlin gekürt wurde, vollzog sich nicht nur ein Generationswechsel. Im Unterschied zu seinem Vorgänger Dr. h.c. Fröhlich (Jg. 1944), dem Gründer der Musikschule Fröhlich, übernahm ein smarter Manager im Angestelltenstatus das Kommando im Vorstand wie in der von Hauptgeschäftsführer Leif Brodersen geleiteten Geschäftsstelle. Der Vorstand des Maklerverbundes Engel & Völkers aus Hamburg setzt sich perfekt mit drei Zielen seiner satzungsgemäß drei Jahre währenden Präsidentschaft in Szene: den Nachwuchs begeistern, die Digitalisierung fördern und die Mitgliederzahl ausbauen. Zugleich zogen mit Enders erstmals in der 40-jährigen Verbandsgeschichte zwei Frauen in den Vorstand ein: Anja Roske (Nordsee) und Ute Petrenko (MBE). Mit konstant 280 Mitgliedern ist nur ein Drittel der konstant auf rund 1.000 Franchise-Unternehmen geschätzten Branche in Deutschland aktuell im DFV organisiert. Nach Enders Analyse ist diese Quote zu wenig für einen Verband, der als Repräsentant die Franchise-Wirtschaft vertritt und in der Hauptstadt Berlin wie in Brüssel sich um die Lobbyarbeit kümmern soll.

Der Schattenpate Horst-Dieter Esch

Bauunternehmer Horst Dieter Esch
Bauunternehmer Horst Dieter Esch

Der jüngste Präsident in der kurzen Geschichte des DFV kann auf eine respektable berufliche Karriere blicken. Beim Hamburger Vermittler von Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie Yachten Engel & Völkers rückte Kai Enders zum 1. Juli 2010 in den Vorstand auf. Damit steht wieder ein Topmanager dem Verband vor und dazu ein Immobilienmakler. Eine Branche die wie die Franchise-Wirtschaft in toto wegen ihrer schwarzen Schafe, ein latentes Imageproblem bedroht. Mit welch schillernden Franchisenehmern das globale Maklernetz von Engels & Völkers im Immobilen-Luxussegment zusammenarbeitet, mag die Vita eines US-Partners mit urdeutschen Wurzeln erhellen: Horst-Dieter Esch.

Der Duz-Freund von Präsident Donald Trump folgt am Tag nach seiner Entlassung aus dem Knast im Juli 1988 in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wegen Betrugs und Untreue hatte der einstige Boss des Baumaschinenkonzerns IHB-Holding in Mainz eine Haftstrafe von vier Jahren und vier Monaten verbüßt. In den USA wollte der Sohn eines Handwerkers aus Hannover, der in guten Zeiten als „Wunderknabe“ der deutschen Wirtschaft gefeiert wurde, noch einmal von vorn anfangen. Mit seinem verbliebenen Privatvermögen kaufte er die Modelagentur Wilhelmina in New York. Eine Topadresse im Model-Business, die alle drei Trump Ehefrauen unter Vertrag nahm. Daher die Bekanntschaft mit „Mister America First“. Inzwischen lebt Esch (Jahrgang 1943) in Los Cabos und makelt mit Luxusimmobilien in dem In-Spot, ein Platz der Ferienhäuser wo George Cloony oder Cindy Crawford adeln. Esch erwarb eine Lizenz des Makler-Konzerns Engels &Völker unter deren Namen er nun Immobilien bis zu 20 Millionen Dollar offeriert. Das gelingt ihm offenbar bestens. 2017 habe er Objekte für über 250 Millionen Dollar verkauft, vertraute er Roland Lindner, dem USA-Korrespondenten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) an.

Besten Dank an Dr. h.c. Dieter Fröhlich

Dr. h.c. Dieter Fröhlich, Musikschule Fröhlich
Dr. h.c. Dieter Fröhlich, Musikschule Fröhlich

Die in der ersten Amtsperiode von DFV-Präsident Enders präsentierte Zahlen-Welt basiert auf der emsigen Arbeit seines Vorgängers Dr. h.c. Dieter Fröhlich. Ohne seine Tatkraft und persönlichen Einsatz gäbe es sicherlich Franchising in Deutschland mit seinen geschätzten 1.000 Systemen nicht. Bei allem Erfolg verliert der DFV immer wieder starke Franchise-Marken, weil sich die Märkte verändern oder die Akzeptanz in der Branche von „Franchise“ nicht ausreichend ist, um langfristig die guten Partner zu binden. Dabei gibt es zwei Extreme – die Gastronomie und auch die Hotellerie sind klassische Franchise-Branchen hier ist Franchising die dominierende Vertriebsweise. Anders liegt der Fall im Handwerk, die enge Bindung im Franchising selbst in der sogenannten Soft-Franchise-Variante setzt sich nur langsam durch. Immer wieder kommt es zu Rückschläge. So verkündete TOPATEAM im Oktober 2017 seinen Rückzug vom Franchising. Womit der DFV ein potentes Mitglied einbüßte.

Der Verlust von TopaTeam

Die TopaTeam AG, das bekannteste Franchise-System für Tischler und Schreiner, verwandelte sein Franchisesystem in eine Kooperation. Seit dem 1. Januar 2018 entfällt damit die sogenannte Einstiegsgebühr von bisher 6.500 Euro, stattdessen gibt es eine monatliche Grundpauschale, die 150 Euro beträgt. „Mit dieser neuen Flexibilität können wir den Anforderungen im Tischler- und Schreinerhandwerk noch besser gerecht werden“, so die Aussage von Daniel Ritz, Mitglied der Geschäftsleitung von TopaTeam. „Wir waren auch bisher kein reinrassiges Franchiseunternehmen im klassischen Sinne und wollen mit diesem Schritt noch weiter unsere Stärken als Einkaufsverband und Dienstleitungsunternehmen für die Branche in den Fokus stellen.“ Worum es bei der radikalen Wende geht erklärt Ritz mit dem OBI-Gründer Manfred Maus zugeschriebenen Bonmot: „Uns geht es um eine Partnerschaft auf Augenhöhe.“

Die Systemänderung ging einher mit einem Besitzwechsel. Seit dem 1. Januar 2018 gehört TopaTeam zum DER KREIS Systemverbund. Der führende Kopf hinter dem Deal trägt den Namen Ernst-Martin Schaible. Der waschechte Schwabe begann als Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Einkaufs- und Dienstleistungsunternehmen für inhabergeführte Küchenfachgeschäfte (Küchenspezialisten). Ziel seines im Oktober 1979 gegründeten Unternehmens war es ursprünglich, das Einkaufsvolumen der Küchenspezialisten zu bündeln und hiermit marktkonforme Konditionen gegenüber den Großflächenanbietern durchzusetzen, um den mittelständischen Fachhändlern hiermit das Überleben zu sichern. Daraus hat sich in über 40 Jahren ein mittelständisches Imperium von Einkaufs- und Marketingclubs aus verwandten Branchen gebildet. Heute ist der KREIS Systemverbund ein Fullservice-Dienstleister für mittelständische und inhabergeführte Fachhandelsgeschäfte aus den Branchen Küche, Bad, Heizung & Sanitär, Schreinereien, Innenausbau und Fensterbau unter operiert mit seinen Partnern unter den Marken DER KREIS, Mein BAD, CREATIVE PARTNER, VARIA und TopaTeam.

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